Das 34. Lahnsteiner Bluesfestival, 27. September 2014

Pete Yorck Foto: Mümpfer

Dawson und Niedecken ehren Dylan

Die Gitarristen Julian Dawson und Wolfgang Niedecken sind sich einig: „Das gemeinsame Bob Dylan-Projekt ist gelungen und hat mordsmäßig Spaß gemacht.“ Beim Lahnsteiner Bluesfestival in diesem Jahr ist der Auftritt der beiden Gitarristen mit den Partnern von Dawsons Band der Höhepunkt eines langen Abends, der den Blues in seiner gesamten Bandbreite präsentiert. Da spielt der 22-jährige Laurence Jones mit seinem rockenden Blues, der in der einen oder anderen Nummer die älteren Zuhörer an die 60er Jahre und den Rock´n Roll eines Bill Haley erinnert. Da ist Cyril Neville, der jüngsten der Neville Brothers, mit seinem würzigen musikalischen Gumbo-Gericht aus den amerikanischen Südstaaten samt New-Orleans. Das Publikum hört die deutsche Kai Strauss-Band mit ihrem stampfenden Blues aus Osnabrück, genießt das Duo Eddie Hardin und Pete York, die mit ihrer Band auf die Spencer Davis Group zurückblicken, der sie in den 60er Jahren angehörten. Und eben Wolfgang Niedecken sowie Julian Dawson, der den 68-jährigen Fingerpicking- und Bending-Spezialisten Jerry Donahue mit seiner Kombination aus Tele- und Stratocaster-Gitarre mitbrachte.

Der britische  Singer-Songwriter, Gitarrist und Blues-Harp-Spieler Julian Dawson wird als ewiger Geheimtipp vom Publikum unterschätzt, von den Kollegen hingegen hoch geachtet. Er selbst bezeichnet seine Musik als eine Mischung aus Pop, Folk, Blues und Country. Seine zum Teil fast soft klingenden Kompositionen beziehen denn auch Elemente aus Nashville im Drei-Viertel-Takt ein, wobei die Stimmung von Uli Kringler auf einer Steel-Guitar unterstrichen wird.

Dawson war es auch, der im vergangenen Jahr den Anstoß zu dem Dylan-Projekt gab und Niedecken, den er aus früherer Zusammenarbeit kannte, zur gemeinsamen Bewältigung der waghalsigen Ehrung einlud. 

Niedecken / Dawson - Foto: Mümpfer

So erwecken Dawson und Niedecken an diesem  Abend Dylan-Kompositionen zu neuem Leben. „She belongs to me“, “Rainy day woman” oder auch „Highway 61 Revsited“ mit seiner Spannweite vom Blues bis Rock´n Roll. In der Interpretation von “Like Tom Thumbs Blues” näselte und nölte Niedecken wie Dylan höchstpersönlich und in der Zugabe sang er, begleitet von Dawson auf der Blues-Harp, „Like a Rolling Stone“ je zur Hälfte in Englisch und in Kölsch. „Bob Dylan ist der große amerikanische Blues-Sänger der Gegenwart. Das ist so!“, stellt Niedecken lakonisch fest. Das Publikum in der ausverkauften Lahnsteiner Stadthalle feierte die Künstler enthusiastisch.

Laurence Jones ist trotz seiner Jugend ein brillanter Gitarrist, der virtuos die Glissando-Läufe aus den Saiten der Gitarre reißt. Sein Blues-Rock lebt von Tempo und Drive, die sich offensichtlich erst bei mehr als 100 Phon Lautstärke entfalten können. Ihm zur Seite stehen der fulminante Schlagzeuger Jamie Little und Roger Innis mit einem sechssaitigen Bass. Seine Power-Songs wie „Can´t keep living like this“ sind gewürzt mit einer Prise Funk. So pendelt er zwischen Blues-Rock-Krachern und traditioneller orientierten Zwölftaktern.

Einer völlig anderen Generation gehört mit 65 Jahren Cyril Neville an. Der Sänger, Poet und Schlagzeuger wird bei seiner Mixtur aus Voodoo-Groove, Swamp-Rock, New Orleans-Soul und Funk in Lahnstein von dem ausdrucksstarken Gitarristen Cranston Clements, dem solide grundierenden Bassisten Charlie Wooton und dem schlaggewaltigen Drummer Yonrico Scott unterstützt. Strohhut-Cyril selbst singt und shoutet sich intensiv buchstäblich die Seele aus dem Leib und trommelt zwischendurch selbstvergessen auf seinen beiden kleinen Bongos.

Dem deutschen Gitarristen Kai Strauss obliegt die schwierige Aufgabe zur mitternächtlichen Stunde das Publikum zu fesseln. Das gelingt ihm vor allem mit seinem Saxophonisten Thomas Feldmann. Nur schade, dass dem Blues und Boogie-Pianisten Chris Rannenberg so wenige Möglichkeiten zu solistischer Entfaltung eingeräumt werden.

Pete York, der Drummer der „kleinsten Bigband der Welt“, nahm am frühen Abend die Blues-Festival-Auszeichnung, die Statue „Blues-Louis“ aus den Händen von Uschi Nerke entgegen. Die einstige Moderatorin der Kultsendung „Beat-Club“ erinnert in der Laudatio an ihre früheren, regelmäßigen Begegnungen mit Pete York. Der Schlagzeuger habe sich „im Laufe einer mehr als fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere unermüdlich, unbekümmert, überzeugend und erfolgreiche über die scheinbar klar und von manchen eng definierten Grenzen von Blues, Rock und Jazz hinweggesetzt“, begründet die Jury ihre Wahl.

Mit „Tomorrow Today“ „Keep on running, “I´m a Man” und “Gimme some Lovin´” blickt York gemeinsam mit dem Freund Eddie Hardin an der Hammond-Orgel zurück. Stimmgewaltig singt bei dieser Gelegenheit Steff Porzel den Hit „House oft he rising sun“. Das Publikum ist hingerissen.

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