Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Kontrastreiche Lyrik
Der junge Gitarrist Daniel Stelter aus dem rheinhessischen Ingelheim ist zweifelsohne ein glänzender Techniker und kreativer Komponist. Meist steckt schon hinter dem Songtitel eine Geschichte, die Stelter charmant dem Publikum im ausverkauften Bechtolsheimer Kulturgut von Elke Diepenbeck und Roland Kalus erzählt. „Lindentree“ ist die musikalische Referenz an einen 850 Jahre alten Lindenbaum, „Plateau“ mit seiner schwebenden Gitarren-Intro zeichnet klanglich und cantabel die Weite einer Landschaft nach. Wenn Stelter dann noch seine Lieder von eingängigen Melodik mit einschmeichelnder Stimme vorträgt, beweist er seine Qualitäten als Singer und Songwriter par exzellence. Nur selten macht Stelter einen Abstecher ins Experimentelle, wenn er den Gitarrensound mit der Elektronik verfremdet. Doch wenn er es tut, fügt sich dies ohne Bruch in die vorherrschend melodisch orientierte Musik ein.
Alle zwölf Kompositionen Konzertes aus der Feder des Gitarristen und seines Pianisten/Bassisten Ulf Kleiner leben von der inneren Spannung durch die Kontraste lyrisch-melodischer und groovender Passagen. So werden in „Plateau“ die Akkordfolgen auf der Gitarre von Bass-Ostinati Ulf Kleiners auf den Fender-Rhodes-Keyboards und dem Moog-Synthesizer groovend abgelöst, die wiederum Schlagzeuger Tommy Baldu mit Glöckchen und Rasseln an Beinen sowie harten Schlägen auf Trommeln und Becken unterstreicht.
Der Ingelheimer Musiker hat eine Ausbildung im klassischen Gitarrenspiel genossen, zugleich jedoch seine Liebe für Jazz und Blues entdeckt. In dieser Mixtur fand er einen eigenen Klang, der lyrisches Spiel mit extremen Dynamiksprüngen und virtuosen, aber stets relaxten Läufen verbindet. Hin und wieder lässt Stelter seine Gitarre mit einem Synthesizer aufheulen und kreischen, reißt Glissandi aus den Saiten, jedoch ohne das Klangbild völlig zu zerstören. Diesen personalen Klangkosmos bettet er in einen unverwechselbaren und in sich logisch geschlossenen Gruppensound ein, der an diesem Abend im Trio mit Ulf Kleiner in seiner Doppelfunktion und Tommy Baldu geprägt wird. Ob nun der noch junge Musiker jener überragende Gitarrist ist, als den ihn Kalus vor dem Konzert ankündigt, ist wohl eine Sache der persönlichen Vorliebe. Jedenfalls ist Stelter ein herausragendes Talent mit eigenständiger Klangsprache.
Musikalisch bewegt sich „Little Planets“ – so der Titel der neuen CD und des Konzertes – in der stilistischen Bandbreite von jazzigen und bluesigen, balladesken sowie rockigen Klängen. Schlichte und eingängige Songstrukturen stecken in komplexen und kompakten Arrangements. Die Interaktionen der Musiker sind traumhaft sicher und sensibel, was auch die Stimme der Sängerin Fola Dada einschließt. Die Künstlerin beherrscht eine stilsichere Jazzphrasierung und verfügt über eine wandlungsfähige sowie ausdrucksstarke Stimme. Ob sie nun „Too dark outside“ oder „On your own“ interpretiert, Fola Dada reißt das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Gegen Konzertende singt sie reizvoll und einfühlsam im Duo mit dem Gitarristen die Komposition „Cold light oft he day“. Mal sensibel intim verhalten, mal ekstatisch tänzerisch wie in „Split heart“ trifft die Sängerin mit emotionaler Kraft stets den richtigen Ton.
Der anhaltende Applaus des euphorischen Publikums wird mit einer Kombination aus dem Beatles-Song „Blackbird“ und der Eigenkomposition „Heart“ belohnt. In dieser Session gehen Trio und Sängerin – auch tänzerisch – aus sich heraus.