Carla Bley RIP (11.5.1936 – 17.10.2023)

Carla Bley - Photo: Schindelbeck

Die außergewöhnliche Pianistin und Komponistin Carla Bley ist am 17. Oktober im Alter von 87 Jahren gestorben. Carla Bley war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Welt des Jazz und der zeitgenössischen Musik. Ihre Karriere erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und umfasste zahlreiche Alben und Kooperationen mit einigen der größten Namen in der Jazzwelt. Carla Bley war nicht nur eine hervorragende Pianistin, sondern auch eine geniale Komponistin, deren Werke durch ihre einzigartige Fähigkeit zur Verschmelzung verschiedener Stile und Genres gekennzeichnet waren. Sie veröffentlichte viele ihrer Tonträger auf dem eigenen Label Watt.

Zur Welt kam Carla Bley am 11.5.1936 in Oakland als Lovella May Borg. Sie zeigte schon als Kind ein außergewöhnliches Talent und musizierte im kirchlichen Umfeld, angeregt von ihren musikalischen Eltern. Mit Anfang 20 heiratete sie den Pianisten Paul Bley, den sie im Jazzclub Birdland in New York kennenlernte. Er ermunterte sie dazu für ihn zu komponieren. Der Einstieg in eine Musikkarriere, die sie bald mit weiteren bedeutenden Musikern zusammenbrachte: unter anderen Pharoah Sanders, Steve Lacy und Michael Mantler. Letzteren heiratete sie in den 1960er Jahren und leitete mit ihm das Jazz Composer’s Orchestra. Auch Übersee wurde sie rasch bekannt und war auch mit Peter Brötzmann auf Tour.

Ende der 1960er Jahre entstand das bahnbrechende Studioalbum „Escalator over the Hill“, das als „Jazzoper“ bezeichnet wurde und an dessen Entstehung über 30 Musikerinnen und Musiker beteiligt waren, unter anderen Don Cherry, Charlie Haden, John McLaughlin, Jack Bruce, Karl Berger. Viele der Musiker stammten aus dem Musiker-Pool des Jazz Composer’s Orchestra. Das Werk wurde 1972 veröffentlicht und erst 1997 live auf der Bühne aufgeführt.

Seit den 1970er Jahren war Carla Bley vorwiegend mit eigenen Formationen unterwegs. Eine ihrer bedeutenden Partnerschaften war die mit dem Bassisten Charlie Haden. Gemeinsam schufen sie das Album „The Ballad of the Fallen“ (1983), das bis heute als Meisterwerk des modernen Jazz gilt. Carla Bley arbeitete über Jahrzehnte mit ihrem langjährigen Lebenspartner, dem Bassisten und Komponisten Steve Swallow, zusammen. Diese Zusammenarbeit führte zu Alben wie „Go Together“ (1993) und „Are We There Yet?“ (1998), die das breite Spektrum ihrer kreativen Fähigkeiten zeigten.

Auch im hohen Alter war Carla Bley aktiv auf der Bühne und konnte mit ihrem Trio mit Steve Swallow und dem Saxophonisten Andy Sheppard große Erfolge feiern. Ihr spätes Werk wurde auf zahlreichen Einspielungen des Labels ECM dokumentiert. In den vergangenen Jahren wurden Carla Bley zahlreiche Ehrungen zugedacht, ein Höhepunkt war die Auszeichnung mit dem NEA Jazz Masters Fellowship im Jahr 2015.

Carly Bley by Hans Kumpf

Carla Bley by Manfred Rinderspacher

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