Ein langer Abend bei Enjoy Jazz 2014. Im Karlstorbahnhof Heidelberg fanden gleich zwei Konzerte statt und zusätzlich gab es zu jedem Konzert noch eine Vorgruppe. Definitiver Höhepunkt des Abends war alledings das Konzert von Alexandra Lehmler, die sich – als Jazzpreisträgerin 2014 des Landes Baden-Württembergs – eine spezielle Gruppe für diesen Abend zusammenstellen durfte. Die bekennend frankophile Bandleaderin des Alexandra Lehmler Quintetts umgab sich zu diesem Anlass nur mit einem er gewohnten Mitmusiker – dem auch familiär verbandelten Matthias „TC“ Debus am Bass – und holte sich aus Frankreich den Schlagzeuger Patrice Héral und den formidablen Vibraphonisten Franck Tortiller. Komplettiert wurde die Spezial-Band des Abends mit dem Stuttgarter Trompeter Herbert Joos.
Lehmler-Kenner kannten praktisch alle Titel des Abends und waren doch überrascht mit welch leichter Hand diese Kompositionen des ALQ in den neuen Kontext „übersetzt“ wurden. Die Stärke der Kompositionen von Lehmler / Debus zeigte sich nicht nur in der überraschend einfach-frischen Variation mit Vibraphon und Trompete, sondern auch in der Fähigkeit der Bandleaderin diese Titel fast schon als Standards zu präsentieren. Standards die teilweise völlig umgekrempelt wurden. Wie im „Vicious Circles“, das Matthias Debus mit einem ausgedehnten grandiosen Solo – mit Obertongesang! – einleitete und in ein ebenso witziges wie virtuoses Zwiegespräch mit Patrice Héral führte. Da konnte auch die Bandleaderin nur noch, ebenso begeistert wie das Publikum, staunen.
Alexandra Lehmler selbst hatte Bühne und Band im Griff. Mit jener großartigen Mischung aus Routine und Exerimentierfreude, die gute Jazzmusiker auszeichnet. Das Konzert im Karlstorbahnhof bestätigte die Wahl zur Jazzpreisträgerin nochmals mit Nachdruck.