Mit elektronischen Fusion-Klängen hat die saarländische Gitarristin Susan Weinert kraftvoll und flirrend die Jazz-Rock-Szene aufgemischt. Mit den Einspielungen „Synergy“, „Dancing on the water „und „Tomorrow´s dream“ beweisen die Künstlerin und ihre Ehemann Martin Weinert am Bass, dass sie auch die hohe Kunst der leisen Töne beherrschen. Filigrane und kontemplative Saitenspiele dominieren so beim Konzert der Rüsselsheimer „Jazzfabrik“ im Café „das Rind“ beim Trio mit dem Schlagzeuger Dirk Leibenguth. Susan Weinert pendelt zwischen schnellen Läufen mit wuchtigem Blues-oder Funk-Groove und dezenten elektronischen Soundfärbungen sowie sparsamen, kaum hörbaren, aber dennoch intensiven Akkord-Einstreuungen. Die Einflüsse von Pat Metheney oder Ralph Towner sind nicht zu verkennen.
Schnelle Stücke wie „A week in june“ in einem von Martin Weinert kreierten „Malindi-Hop“, einer Mischung verschiedener Grooves von Cuban-Latin, Funk und ein wenig Heavy Metal, oder „Froggie“, ein funky Hip-Hop-Waltz im Drei-Viertel-Takt, ändern nichts an dem Gesamteindruck eines eher kammermusikalischen und von ästhetischer Melodik geprägten Konzertes. „Froggie“, die instrumentale Urfassung des Songs „The world inside“ auf der CD „Dancing on the water“, lebt von starker Perkussivität, Breaks und klingenden Pausen sowie einem treibenden Bass-Solo, bei dem Martin Weinert wie bei vielen anderen Stücken neben harmonisch reizvollen und wendungsreichen Linien die Finger der linken Hand auf dem oberen Teil der Saiten geradezu wirbelnd tanzen lässt. „Froggie“ hat Susan dem Hund einer Nachbarin gewidmet, dem sie den Song leider nicht mehr vorspielen konnten, weil das Tier an Altersschwäche gestorben war, als die Weinerts von einer Studio-Produktion aus Oslo zurückgekehrt waren.
„Tomorrows dream“, das Titelstück ihrer jüngsten CD kontrastiert als Ballade zu Kompositionen wie „A week in june“ oder dem neuen, vom Blues inspirierten „Double or nothing“. Die Gitarristin lässt kurze Melodiefragmente aus den Saiten perlen, die der Bassist straight begleitet und zu denen der Schlagzeuger die Kastentrommel mit den Besen streichelt. Eine lange melodiöse Bass-Intro, ein schnelles, perkussives Zwischenspiel sowie filigrane Single-Note-Linien auf der Gitarre kennzeichnen die inzwischen leicht betagte Komposition „Dance of joy“.
Susan Weinert steht auch bei den sanften Stücken keinen Moment still. Sie wirft den Kopf nach oben und wippt mit dem Fuß, biegt den Körper im musikalischen Zwiegespräch mit dem Partner, der am Bass die Verbindung zwischen dem Rhythmus gebenden Drummer und der Melodie tragenden Gitarristen herstellt. Bei „Deep blue sky“ greift der Bassist zum Bogen, streicht das große Instrument in den tiefen Lagen mit Klassik-Touch, tupft mit Bogen die Saiten, während die Linke die Melodie zupft. Die Gitarristin greift das Thema mit sensiblen Läufen auf, bevor das Trio die Komposition abschließt.
Susan zupft und singt bereits, während Martin auf seine eigene, humorvolle Weise die Vorgeschichten der Kompositionen einer erfreulich großen Fan-Gemeinde im Jazz-Café Rind erklärt. Da sind Zugaben nicht zum umgehen.