Dienstag, 2. März, 20:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Remembering Lindsay Cooper
Von Julia Neupert
Am 3. März 2021 wäre die unerhört vielseitige britische Instrumentalistin und Komponistin Lindsay Cooper 70 Jahre alt geworden. Die klassisch ausgebildete Fagottistin entwickelte sich in den 1970er-Jahren zur undogmatisch-abenteuerlustigen Grenzgängerin zwischen Rockmusik, Jazz und Neuer Musik, zwischen Konzertbühne, Theater und Film. Zu den bekanntesten Stationen von Cooper gehörten Bands wie Henry Cow, Art Bears, News from Babel oder die Feminist Improvising Group, aber daneben gibt es vielerlei Anderes und Spannendes hörend zu erinnern.
Donnerstag, 4. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Magazin
Von Günther Huesmann
Neues aus der Welt des Jazz wird im NOWJazz Magazin von SWR2 regelmäßig präsentiert. Wie immer erwarten Sie in dieser Sendung Informationen über bevorstehende Events, Rezensionen über Festivals, Buchbesprechungen und jede Menge brandneuer Alben.
Freitag, 5. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Full Blast – Peter Brötzmann zum 80. Geburtstag
Von Thomas Loewner
Am Anfang war der Krach: Mit seinen ersten Platten “For Adolphe Sax“ und „Machine Gun“ sorgte der Wuppertaler Saxofonist und Klarinettist Peter Brötzmann Ende der 1960er-Jahre für viel Aufregung in der Jazz-Szene. Vertraute Strukturen waren in seiner Musik kaum erkennbar und Brötzmann überblies seine Instrumente so hartnäckig, dass sie nicht voneinander zu unterscheiden waren. Manch einer seiner damaligen Kritiker hat vielleicht gehofft, dass Brötzmanns Karriere schnell enden würde. Das ist nicht passiert. In diesem März wird er 80 Jahre alt und ist ein international hoch geschätzter Musiker.
Samstag, 6. März, 9:05 – 10:00 Uhr
SWR2 Musikstunde: Jazz across the border
Mit Günther Huesmann
Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.
Samstag, 6. März, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Betty Bebop – Erinnerungen an die große Jazzsängerin Betty Carter
Von Karsten Mützelfeldt
Ihre Stimme war ihr Instrument. Zielstrebig entwickelte sie ihren eigenen Stil, lehrte unzähligen Talenten, individuell zu sein, und lieferte ihnen ein Vorbild – als starke und unabhängige Frau: die Sängerin Betty Carter. 1948 wird sie von Lionel Hampton engagiert. Aus dieser Zeit stammt ihr Spitzname: „Betty Bebop“. Scat-Gesang und Balladen, rasend schnelle und extrem langsame Tempi werden zu Markenzeichen. In den 1980er-Jahren erlebt Carter eine Renaissance. Dabei umgibt sie sich immer wieder mit jungen Instrumentalisten und erarbeitet sich den Ruf, wie sonst nur ein Art Blakey, den Nachwuchs zu fördern.
Sonntag, 7. März, 19:36 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz: Geschichte eines Jazzstandards: Crazy Rhythm (32)
Von Hans Jürgen Schaal
Ob „I Got Rhythm“, „Fascinating Rhythm“ oder „Rockin‘ In Rhythm“ – in den Songs um 1930 war man verrückt nach dem Rhythmus des Jazz. Keine Ausnahme machte „Crazy Rhythm“ von 1928 – im Songtext wird die Wirkung von Rhythmus sogar mit der von Alkohol verglichen. Dieser Song hat die Tage des Charleston gut überstanden und sich auch im modernen Jazz eingenistet. „Crazy Rhythm“ ist die sprichwörtliche Gute-Laune-Uptempo-Nummer für flinke Spieler, eine Zierde für jede heiße Jam Session. Nebenbei hat das Stück auch eine kleine Tradition in Saxofon-Ensembles begründet.
Dienstag, 9. März, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Blood Moon – Ingrid Laubrock und Kris Davis beim Jazzfest Berlin 2020
Von Julia Neupert
Die Musik dieses Duos klingt wie eine vertonte Konversation von zwei feinsinnigen und humorvollen Menschen. Dem Gedankenaustausch von Ingrid Laubrock auf Sopran- und Tenorsaxofon und Kris Davis am Piano hört man an die Vertrautheit der beiden Musikerinnen an. Und man hört ihre Geistesverwandtschaft, wenn es um strukturierte Klarheit auf der einen Seite und ein Faible für Uneindeutigkeiten auf der anderen Seite geht. Ihr feinsinniger Auftritt bei der virtuellen Ausgabe vom Jazzfest Berlin war einer der Höhepunkte des Festivals.
Donnerstag, 11. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Lust auf Nervenkitzel – der Saxofonist Noah Preminger
Von Sirius W. Pakzad
Noah Preminger lebt seine Lust am Nervenkitzel aus. Mit ungebremster Schaffenswut stürzt sich der 34-jährige New Yorker, den viele Kritiker für einen der expressivsten Tenorsaxofonisten der Gegenwart halten, in immer neue Projekte. So hat der Musiker, der über ein paar Ecken mit dem Regisseur Otto Preminger verwandt ist, bereits mehr als ein Dutzend Solo-Alben veröffentlicht, auf denen er Spannendes thematisiert. Sein Werk „After Life“ befasst sich mit Premingers Vorstellung vom Leben nach dem Tod.
Freitag, 12. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Back to the Sixties – Die “Revisited”-Serie beim Label ezz-thetics
Von Nina Polaschegg
Seit einiger Zeit veröffentlicht das renommierte Schweizer Label HatHut nach einem Relaunch unter dem Namen ezz-thetics. Sein Gründer und Betreiber Werner X. Uehlinger ist unermüdlich. Hut ab, denn schließlich hat er seit den 1970er-Jahren unzählige Alben und herausgebracht – aus Jazz, Free Jazz und zeitgenössischer Musik. Nun wird einiges erneut präsenter – im Rahmen einer Revisited-Serie. Uehlinger legt wichtige Aufnahmen der 1960er-Jahre wieder auf und erinnert damit zugleich an eine prägende Zeit des Jazz. Musik von Albert Ayler, den New York Contemporary Five, Paul Bley und anderen.
Samstag, 13. März, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Way Out Wardell – Zum 100. Geburtstag des Ausnahmesaxofonisten Wardell Gray
Von Henry Altmann
Aufstieg? Kometenhaft. Abgang? Abrupt. Ende? Mysteriös. Wardell Gray war mit seinem geschmeidigen Sound ein Star am West Coast-Bebop-Himmel, er lieferte sich epische Tenor Battles mit Dexter Gordon. Den Kampf um sein Leben aber verlor er. Am 25. Mai 1955 fand man den Saxofonisten mit gebrochenem Genick außerhalb von Las Vegas – ein Kriminalfall, der damals schlampig untersucht wurde. Später geriet der außergewöhnliche Musiker und Mensch Wardell Gray in Vergessenheit. Unter Musikern aber behielt er seinen sagenhaften Ruf. Eine Würdigung zum 100. Geburtstag.
Dienstag, 16. März, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Interplanetares Leuchten – SunNoSphere beim Jazzfest Berlin 2020
Von Franziksa Buhre
Der britische Pianist Alexander Hawkins vereint für einen Kompositionsauftrag des Jazzfest Berlin seine kreativen Kräfte mit dem libanesischen, in Berlin ansässigen Rapper und bildenden Künstler Siska. Dabei trifft die von Hawkins komponierte und von einer überragenden internationalen Besetzung interpretierte Musik auf Siskas arabischen Rap, während Siskas Installation visuelle Atmosphären wie aus einer anderen Welt entstehen lässt. Der Titel des Werks bezieht sich auf die zwei maßgeblichen musikalischen Einflüsse dieses Projektes: Sun Ra und Thelonious „Sphere“ Monk.
Donnerstag, 18. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Lob der Intuition – Der Klarinettist Kinan Azmeh und der Pianist Florian Weber beim Festival Enjoy Jazz 2020 in Ludwigshafen
Von Günther Huesmann
Zwei Musiker, die von ganz unterschiedlichen Punkten aus in ein aufregendes Duo-Spiel eintreten: Der syrische Klarinettist Kinan Azmeh stammt aus Damaskus, er hat als Solist mit dem New York Philharmonic Orchestra genauso gespielt wie mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim. Florian Weber gehört zu den subtilsten und intensivsten Pianisten der deutschen Jazzszene. Beiden Spielern ist das Pendeln zwischen Gattungen und Genres eingeschrieben. In ihrer außergewöhnlichen Begegnung finden sie zu einer eleganten, spannungsreichen musikalischen Symbiose.
Freitag, 19. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Saxofon(e) Solo – Mats Gustafsson in der Manufaktur Schorndorf (2)
Von Julia Neupert
Das Solo-Spiel fasziniert Mats Gustafsson schon lange – obwohl das für einen Künstler, der am Jazz vor allem die Interaktion mit anderen Musikerinnen und Musikern schätzt, eigentlich paradox klingt. Alleine fühlt sich der Schwede aber als Solist trotzdem nicht – sondern kommuniziert bewusster mit seinen Instrumenten, dem Konzertraum und natürlich auch dem Publikum, unter anderem, indem er zu jedem seiner Improvisationen kurze Geschichten erzählt. So geschehen auch im Oktober letzten Jahres bei seinem Solo-Auftritt in der Manufaktur Schorndorf.
Samstag, 20. März, 22:03 –23:00 Uhr
Jazztime: Home Is Where the Heart Is – Der südafrikanische Trompeter Hugh Masekela
Von Bert Noglik
Er schöpfte aus südafrikanischen Quellen, ließ sich aber auch von Beats aus aller Welt inspirieren. Aufgewachsen in Johannesburg, wurde Hugh Masekela früh mit der Apartheid konfrontiert, der er sich mit seiner Musik vehement entgegensetze. Die Trompete wurde sein Sprachrohr, durch das er Township-Musik, Bebop, Funk sowie Rhythm & Blues fließen ließ. Anfang der 1960er-Jahre, nach dem rassistischen Massaker von Sharpeville, ging er ins Exil – zunächst in die USA, wo er von Prominenten wie Harry Belafonte Unterstützung erfuhr.
Sonntag, 21. März, 19:34 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz Geschichten eines Jazz-Standards Round Midnight (33)
Von Hans-Jürgen Schaal
Noch bevor Thelonious Monk für seine schräg-eingängigen Melodien bekannt wurde, schrieb er die harmonisch komplexe Ballade „Round Midnight“. Der Trompeter Cootie Williams machte 1944 die erste Aufnahme davon. Monks eigene Ur-Version folgte drei Jahre später – eine unheimliche, dunkle Beschwörung. Der Trompeter Miles Davis erlebte mit seiner Interpretation von „Round Midnight“ 1955 in Newport seinen großen Durchbruch. Weil Monks Sound-Architektur viele Avantgardisten anregte, fand das Stück sogar in den Free Jazz Eingang. Es dürfte überhaupt die meistgespielte Modern-Jazz-Ballade sein.
Dienstag, 23. März, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: “Who Are you?“ – Joel Ross‘ Good Vibes beim Jazzfest Berlin 2020
Von Gerd Filtgen
Der Chicagoer Vibrafonist Joel Ross gehört zu einer jungen Musiker-Generation, die den Bezug zur Jazz Tradition bewahrt, aber auch mit innovativen Ideen eine Weiterentwicklung afroamerikanischer Musik anstrebt. Was jedes Stück über die originellen Entwürfe des Bandleaders hinaus interessant macht, ist die kongeniale musikalische Kommunikation mit dem Altsaxofonisten Immanuel Wilkins und dem Pianisten Jeremy Corren, die durch die Aktivitäten der Rhythmusgruppe verknüpft wird. Wie Ross seine auf dem Kultlabel Blue Note dokumentierten Sounds live umsetzt, macht den Auftritt von Good Vibes zu einem Erlebnis.
Donnerstag, 25. März, 22:05 – 23:00 Uhr
NOWJazz: Kein Copy Cat – Die Kölner Trompeterin Heidi Bayer
Von Thomas Loewner
Schon während ihres Jazztrompetenstudiums war für Heidi Bayer eines ganz klar: Sie wusste, was sie NICHT wollte. Nämlich Phrasen berühmter Vorbilder nachzuspielen, um am Ende zu klingen wie eine Mischung aus all diesen Einflüssen. Die gebürtige Oberfränkin, die seit 2015 in Köln lebt, hat einen unbedingten Willen zur Individualität und ist ihrem Ideal bis zuletzt immer nähergekommen. Das bestätigen auch Kollegen, wie etwa der Saxofonist Stefan Karl Schmid: „Ihre Stimme an der Trompete ist sehr ausdrucks- und kraftvoll und ist damit nicht nur für die Kölner Szene eine große Bereicherung.“
Freitag, 26. März, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: The Jazz Aging – Wie ältere Musiker ihren Beruf ausüben
Von Franziska Buhre
Sie werden als Legenden verehrt – und leben gleichzeitig oft in Altersarmut. Oft waren und noch immer sind ältere Jazzmusiker aufgrund mangelnder sozialer Absicherung und geringer Einkommen gezwungen, bis ins hohe Alter zu arbeiten. Wie spielt sich das eigene Instrument in fortgeschrittenem Lebensalter? Stellt sich Gelassenheit ein und ist weiterhin auf den eigenen Ideenreichtum Verlass? Bedeutet es im Alter mehr Aufwand, im öffentlichen Bewusstsein zu bleiben? Die Sendung stellt jüngere und ältere Aufnahmen von erfahrenen Jazzmusikerinnen und -musikern vor und lässt einige zu Wort kommen.
Samstag, 27. März, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: California Bird – Der Altsaxofonist Sonny Criss
Von Hans-Jürgen Schaal
Sieben Jahre jünger als Charlie Parker, stand Sonny Criss (1927-1977) anfangs stark unter dem Einfluss des Bebop-Pioniers. Doch mit der Zeit entwickelte der kalifornische „Bird“ seinen ganz eigenen Tonfall und Stil. Criss‘ Saxofonspiel hatte einen ungewöhnlich warmen, vollen, vibrierenden Klang, und in seiner Phrasierung zeigte sich eine sehr individuelle Art von Virtuosität: elegant und bluesig, fast majestätisch. Weil Sonny Criss‘ Karriere immer wieder gebremst wurde – durch Drogen, Alkohol, Exiljahre in Europa und schließlich eine Krebs-Erkrankung – ist der Altsaxofonist heute fast ein Geheimtipp.
Dienstag, 30. März, 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: My Favorite Discs – Carla Bley: Escalator over the Hill
Von Niklas Wandt
Persönliche Lieblingsalben aus der älteren oder jüngeren Jazzgeschichte werden in der Reihe „My Favorite Discs“ regelmäßig vorgestellt: von den Autorinnen und Autoren unserer SWR2-Jazzredaktion. Legendäre Klassiker oder weniger bekannte Favoriten – warum gerade ein bestimmtes Album sie so beeindruckt hat, erzählen sie in dieser Sendung.
Fast alle Jazz-Sendungen von SWR2 können als Audio on Demand im Internet 7 Tage online nachgehört werden. Auf www.swr2.de/jazz finden sich auch Playlists und und weitere Informationen zum Programm.
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