Das Programm von Enjoy Jazz verspricht schon im Titel „Anderes“ – Attwenger sind *ganz* was Anderes.
Sie erscheinen irgendwann und schleppen ein elektrifiziertes Akkordeon, ein Minimal-Schlagzeug und ein Arsenal an nicht so recht zu identifizierendem elektronischen Instrumentarium sowie 2 Flaschen Pils auf der Bühne. Von letzterem werden schon zu Beginn des zweiten Stückes 2 gut gekühlte Exemplare nachbestellt und auch hurtig geliefert. Zwei rustikale Kerle, die man rein optisch auch auf einer Baustelle antreffen könnte und im Verlauf des Konzerts rackert sich vor allem Hans-Peter Falkner auch entsprechend ab.
Was machen sie für Musik?
Nicht einfach zu beschreiben, schon gar nicht einzuordnen: eine Mischung aus Volksmusik, Pop, Rock, Blasmusik ohne Bläser (auf ihrer aktuellen CD „Sun“ sind schon einige dabei, dazu Fred Frith…), minimalistischer elektronischer Musik, Improvisation – das ganze tanzbar.
Am ehesten erinnert mich das an eine Mischung aus Embryo und Kraftwerk – Eingebungen aus allen möglichen musikalischen Ecken, hier allerdings mit einem österreichischen Akzent in Musik und Sprache.
Das Verständnis der Texte erschließt sich trotz halbherziger Übersetzungsversuche der Musiker dem nicht-österreichischem Teil des Publikums nicht so recht aber vieles von dem, was da gesungen wird, ist ohnehin reine Sprachspielerei und die Sprache wird wie die Maultrommel und elektronisch repetitierte Loops zu einem Teil der suggestiven Rhythmik.
Der größte Teil des Publikums nimmt das begeistert auf und tänzelt vor der Bühne und das hat wirklich nichts mit der „Drohung“ von Markus Binder zu tun, daß die Länge der Stücke vom Mitgehen des Publikums abhänge. Markus Binder trägt neben seiner Tätigkeit als Schlagzeuger den Hauptpart der gesanglichen Darbietung – Sänger ist vielleicht etwas übertrieben, es ist eher eine Art von Sprechgesang, ohne großen Anspruch an stimmliche Kunststückchen oder Qualitäten.
Hans-Peter Falkner spielt E-Akkordeon, es kreischt und wimmert und liefert obendrein einen fetten Bass. Markus Binder begleitet dazu am Schlagzeug präzise und seine Schläge auf die Trommel sind genauso trocken wie seine Ansagen zwischendrin. Das Konzert kommt bestens an, allerdings scheinen sich hier vor allem die Attwenger-Kenner getroffen zu haben – das ungewöhnliche Konzert hätte ein paar mehr Zuhörer verdient gehabt.