Monk’s Casino beim Forum Kultur in Heppenheim 171016 (Fotos Schindelbeck)

Der hundertste Geburtstag von Thelonious Monk am 10. Oktober wurde rundherum mit vielen Beiträgen bedacht. Der Deutschlandfunk sendete eine dreistündige Monk-Sendung und der SWR setzte mit sechs Stunden zur besten Sendezeit sogar noch einen drauf. Nicht schlecht für einen Musiker, der Vertreter einer Minderheitenmusik war, in seinem Musikerleben gerade mal knapp über 70 Kompositionen erdachte, und der wegen einer psychischen Erkrankung schon vor seiner Zeit verstummte. Tatsächlich wird man mit diesen Feierlichkeiten einem der größten Jazzmusiker jedoch völlig gerecht: Monk war eine der kreativsten und eigenwilligsten Musiker des Jazz und die erwähnten Kompositionen wurden in ihrer Mehrzahl zum Standardrepertoire im Jazz bis in die Jetztzeit. 

Monk’s Casino, das Quintett um den Pianisten Alexander von Schlippenbach, mit Axel Dörner an der Trompete, Jan Roder am Bass, Rudi Mahall an der Klarinette und – relativ neu – Michael Griener am Schlagzeug, hatte sich in der Urbesetzung schon Mitte der 1990er Jahre formiert und sich 2004 an die bemerkenswerte Aufgabe gemacht, das Gesamtwerk von Monk komplett einzuspielen. Im Jahr 2005 erschien eine Dreifach-CD bei Intakt, die im Jahr zuvor live im Berliner A-Trane aufgenommen wurde. In den Folgejahren war Monk’s Casino regelmäßig unterwegs – selbstverständlich auch rund um den runden Geburtstag. Nach Berlin und Amsterdam landete das Quintett in Heppenheim beim Forum Kultur.

Den rührigen Veranstaltern darf man damit ein glückliches Händchen attestieren; gepasst hätte dieses großartige Konzert auch gut ins Programm des „um die Ecke“ stattfindenden Enjoy Jazz Festivals. Dass es in diesem Jahr nicht wieder – wie früher schon geschehen – zu einer Kooperation mit den Heppenheimern kam, ist erstaunlich.

Monks Themen sind prägnant, im Kern meist recht kurz und ausgesprochen eingängig. Genau das richtige Spielmaterial für die Musiker von Monk’s Casino: sie kapern die Monkttitel und – da alle vorwiegend im Freien Jazz zuhause – halten sich nicht lange mit der traditionellen Abfolge von Vorstellung des Themas und ausführlichen Soloeskapaden auf. Sie gehen erheblich rasanter und kollektiver zur Sache, nutzen die originelle Kantigkeit der Komopositionen um sie innerhalb der Stücke zu verschachteln. Da werden Titel kombiniert, überlagert, die Interaktion der Musiker ist extrem dicht und spontan. Mit aberwitzige Volten scheinen sie sich gelegentlich gegenseitig zu überraschen – und auch der Witz der Monkschen Kompositionen kommt nicht zu kurz, gelegentlich wird am Rande des Klamauks gekratzt. Letztlich ist das gerade der Clou am Programm des Abends: Schlippenbach und Kollegen gehen mit der Respektlosigkeit ans Werk, die dem „Genius of Modern Music“ (so der Titel einer LP Monks, Stand 1951) gebührt. So gehört Monk 2017 gespielt.

Monk’s Casino – Photos: Frank Schindelbeck

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