Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Unter der kaum übersehbaren Anzahl vom Kompositionen, die auf den handlichen Changes von „How high the moon“ basieren, wäre Charlie Parkers „Ornithology“ herauszuheben. Kein Wunder, dass die grandiose Ella Fitzgerald, neben „A tisket, a Tasket“ dieses Stück in jener unvergesslichen acht Minuten Version des Morgan-Lewis-Klassikers im Berliner Konzert von 1962 zitierte. Die „First Lady of Jazz beschrieb ihren Weg zum Scat-Gesang mit den Worten „Alles, was ich tat, war „How high the moon“ zu singen.
So darf dieser Song auch im Konzert „Tribute to Ella & Louis“ nicht fehlen, zu dem die Musikhochschule Mainz in ihrer Reihe „Treffpunkt Jazz“ in den Frankfurter Hof eingeladen hat. Miriam Ast, Sängerin im Bundesjugendjazzorchester und Preisträgerin bei „Jugend jazzt“ im Jahr 2010, verfügt über eine klare und ausdrucksstarke Stimme, die auch in hohen Lagen unverkrampft trägt. Sie intoniert eigenständig und phrasiert vorzüglich nicht nur dann, wenn ein sicher swingendes Trio sie begleitet.
Kongenialer Partner bei der Interpretation der legendären Duette von Ella Fitzgerald und Louis Armstrong ist ihr an diesem Abend im intimen Ambiente des geschmackvoll umgestalteten Frankfurter Hofes Kai Werth. Werth, Sänger und Keyboarder in mehreren Bands sowie mit seinem Soulprojekt „Werthsache“ Preisträger der deutschen Popstiftung, verzichtet bewusst darauf, die Reibeisenstimme von Satchmo zu imitieren. Er ersetzt in seinem heller timbrierten Gesang die Rauigkeit durch leichte Brüchigkeit. So trifft seine Interpretation des Satchmo-Hits „Mack the knife“ durchaus die Intension des Originals.
Manchmal neigt Kai Werth zur Selbstverliebtheit, die aus Selbstbewusstsein rührt, doch wenn im Scat-Duo mit Miriam Ast die Stimmen der beiden Vokalisten miteinander verwoben werden, dann überzeugt dies die Zuhörer in Intensität und Ausdrucksstärke. Mit der Zugabe „Cheek to cheek“ von Irving Berlin finden Werth und Ast den würdigen Abschluss eines gelungenen Konzertes, das das Publikum immer wieder zu spontanem Beifall hinreißt.
Die beiden Super-Stars Ella und Louis hatten ihre denkwürdige Aufnahme vom 16. August 1956 mit „Can´t we be friends?“ eingeleitet. Mit der selben Komposition zollen auch die jungen Sänger, begleitet von Lukas Ruschitzka am Flügel, dem Kontrabassisten Markus Wach und dem Schlagzeuger Pit Marquardt, ihren legendären Vorbildern Tribut. Ruschitzka lässt wie einst Oscar Peterson die Notenketten vehement swingend aus den Tasten fließen, Marquardt streicht in den zumeist langsameren Balladen sensibel die Felle und Wach besticht mit einer Soloeinleitung sowie im Duo mit Werth vor allem bei „What a wonderful world“ – auch wenn er leichte Unsicherheiten im „time“ offenbart. Die reizvollen Harmonielinien verdankt der ansonsten technisch souveräne Bassist vor allem den raffinierten Arrangements der berühmten Duette, die die Studierenden der Hochschule für Musik eigens modernisiert und für die aktuelle Besetzung geschrieben haben – wie Professor Sebastian Sternal, der Initiator der Jazz-Reihe, vor dem Konzert betont.
„Musik, spannende Hintergrundinformationen und Jam-Session“ verspricht die Reihe „Treffpunkt Jazz“. Lehrreiche sowie unterhaltsame Texte liest einfühlsam Sarah Inanc aus den Biografien von Louis Armstrong und Ella Fitzgerald. Bekenntnisse und Einschätzungen, die die perfekte Übereinstimmung der beiden Künstler nachvollziehbar machen. Dramaturgisch geschickt sind Soli und Duos in die Rezitationen eingebettet.
Den dritten Grundsatz der Konzert-Reihe realisieren im Anschluss an den Konzertteil Studierende der Hochschule in der Session mit ad hoc zusammengestellten Bands und Solisten. Die Darbietungen zeugen vom musikalischen Niveau und Engagement der Akteure.