Semesterabschluss der Hochschule für Musik in Mainz, 3. Februar 2013

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer

Victor Young hat „My foolish heart“ 1949 als Titelmelodie für ein Melodram geschrieben. Das intime Lied war ursprünglich nicht ausschließlich dem reinen Jazz zuzuordnen. So wenig wie die Ausbildung im Jazzbereich der Musikhochschule Mainz. Beim Semesterabschlusskonzert war deshalb das Repertoire der acht Bands, die ihr jeweiliges Programm im abgelaufenen Semester erarbeitet hatten, entsprechend breit gefächert.  
Unter der Leitung des Dozenten Felix Fromm stellte die Combo „Standards & Originals“ neben dem Song aus der Feder Youngs auch Eigenkompositionen der Mitglieder vor. Klangfarbenspiele, teils mit parallel geführten Instrumental-Stimmen, leicht überblasener Trompete, aber immer swingend im Mainstream begeisterten die Zuhörer im gut gefüllten „Roten Saal der Musikhochschule.
Den anderen stilistischen Pol markierte „Composer´s Ensemble“ des Bass-Dozenten Vitold Rek mit Geräuschcollagen und einem Flügelhorn-Solo in der Einleitung sowie stakkatohaften, freien und pulsierenden Improvisationen, mit Soundexperimenten und Glissando-Läufen. Mit flächigen Klangteppichen, mal pulsierend, mal groovend, sowie Elementen polnischer Folklore bestach die Modern-Jazz-Combo des Schlagzeugdozenten Janusz Stefanski. Hinzu kamen ein mitreißendes und vielschichtiges Schlagzeugsolo eines Erstsemester-Studenten sowie die instrumental geführte Stimme einer Sängerin im dritten Semester. „Cool“ klang die Trompete, fließende und cantable Linien blies der Altsaxophonist zu Gitarren-Ostinati. Schnelle Läufe perlten in der balladesken Kompositionen aus dem Flügel. In der Tradition der berühmten Saxophon-Quartette standen vier Saxophonisten a capella mit dem Titel „Yo“ aus der Klasse des Saxophon-Dozenten Thomas Bachmann.  
Stilistisch aus der Reihe tanzte die Pink-Floyd-Combo mit Bearbeitungen von Kompositionen der Pop-Legenden. Eine Art Brücke bildeten mit Pop und Jazz die Contemporary Groove-Combo von Xaver Fischer sowie mit Funky Jazz und Fusion die Crusaders Combo von Thomas Humm. Die Big Band unter der Leitung von Felix Fromm rundete das Programm dieses Konzertes mit klassischen und modernen Bigband-Stücken ab.  
Wer heutzutage Jazz lernen will, hat viele Möglichkeiten. Rund 20 Universitäten und Musikhochschulen sorgen für ein breit gefächertes Angebot. Die Konzerte an der Hochschule für Musik der Universität Mainz belegen, dass die Wertschätzung der improvisierenden Musik sehr hoch ist. Sie zeigen außerdem, dass bereits Studierende der Anfangssemester technisch wie musikalisch ein Niveau erreichen, das man jungen Musikern in der Regel kaum zutraut.  
Das Semesterabschlusskonzert warb mit jungen Jazzmusikern auf einem sehr guten technischen Stand für die akademische Ausbildung, die neben dem Erlernen allseits anerkannter Jazzformen bereits Souveränität und Reife in eigenständigen Kompositionen und musikalischer Gestaltung verrät. Kein Wunder, dass in den Combo- und Bigband-Wettbewerben von „Jugend jazzt“ den Juroren angesichts überzeugender Leistungen die Wahl oftmals schwer fällt. 

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