Semester Abschlusskonzert der Jazzabteilung an der Musikhochschule Mainz, 15. Juli 2012

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer

Aus der lyrischen und schlichten Intro des „Jazz Waltz“ entwickelt sich ein komplexes und reizvolles Harmoniegeflecht. Die Komposition des Pianisten Mathis Hölter steht beispielhaft für die Reife und Eigenständigkeit der Stücke, die die Mitglieder des „Composers Ensemble“ unter der Leitung des Dozenten Vitold Rek im zurückliegenden Semester speziell für dieses Konzert geschrieben haben. Die Saxophonistin und Sängerin Miriam Ast wurde bei ihrem virtuosen Scatten und den zweistimmigen Duos mit dem Trompeter Gero Hensel durch einen Workshop mit Stockhausen angeregt. „Jazz and art“ unter der Leitung von Axel Kaapke, die zweite von sechs Formationen beim Abschlusskonzert der Jazzabteilung an der Musikhochschule an der Universität Mainz, lässt sich durch Gemälde beim Komponieren inspirieren. Von ihren artifiziellen Klangfarbenspielen assoziiert vor allem das frei pulsierende Spiel die Gedanken zu Wassily Kandinskys Werk „Der Rote Platz“. Flirrende Sounds und nervöse Pianoläufe illustrieren Dalis Surrealismus.

Beeindruckend spiegelt das auf ein Quintett heruntergebrochene Arrangement des Bigband-Stückes „Es viento“ von Maria Schneider die Stimmung und den Charakter der Komponistin wider, wozu die Duos der Sängerin Miriam Ast und der Flügelhornistin Heidi Bayer wesentlich beitragen. Die Gruppe „Modern Jazz“ unter der Leitung von Professor Jesse Milliner beweist mit einem eigenwilligen Arrangement von John Taylors „Ambleside“ und der von Gretchen Parlato bearbeiteten Miles-Davis-Komposition „Blue in Green“ mit modalen Scales eine musikalische Reife, die hinter der professioneller Jazzer nicht zurücksteht.

Gleiches kann man „Just Play“ unter der Leitung von Professor Janusz Stefanski zuschreiben, die das Publikum im überfüllten Roten Saal mit ihrer Interpretation von Kompositionen des Polen Slawomir Kulpowicz und des avantgardistischen Trompeters Tomasz Stanko zu anhaltendem Applaus hinreißt. Dabei trifft die klassische Geigerin Daria Volkova die Melancholie der Kulpowicz-Kompositionen „The Promise“ und „Arlekin Dance“. Sie phrasiert mit expressivem Strich vor allem im Duo mit dem Altsaxophonisten Franz Stüber und vor der eruptiven Band selbst im krachenden Free-Jazz-Crescendo genregerecht.

Einzig die Gruppe „European Fusion“ unter der Leitung von Thomas Humm bleibt weniger kreativ, was nicht den instrumentalen Fähigkeiten sondern eher den konventionellen Fusion-Arrangements anzulasten ist. Dafür reißt die „Latincombo“ unter der Leitung von Jesse Milliner sowie mit dem Dozenten und Percussionisten Renis Mendoza das Publikum mit kraftvollen Rhythmen und satten Sätzen zu stehenden Ovationen hin. Kompositionen von Irakere und Jobim brodeln im treibenden Groove. Zum Schluss tanzen Zuhörer vor der Bühne zu einer vitalen Interpretation von Steve Winwoods „Higher Love“ – was es nach den Worten der Moderatoren bislang an der Uni noch nicht gegeben hat.

Alexander Gelhausen und der Saxophonist Thomas Bachmann nutzen das Konzert, um ein neues pädagogisches Projekt der Musikhochschule vorzustellen: Die „Jazz Messengers“ können als Botschafter des Jazz von Schulen und Musikschulen für den Unterricht gebucht werden. Nach zwei erfolgreichen Probeläufen in Mainzer Schulen steht das dreiteilige Programm mit Vorstellung von Jazz-Sounds, Geschichte der Jazz-Stile und Improvisationen auf Zuruf.

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