27. – 30. September 2012 im Jazzinstitut, der Bessunger Knabenschule,
Ludwigshöhstr. 42, 64285 Darmstadt und in der Pauluskirche
Die Veranstalter vom »Verein zur Förderung deszeitgenössischen Jazz in Darmstadt« zitieren in ihrem Programmheft Henri Matissezur Ankündigung und Charakterisierung der auftretenden Musiker – es sind die, „…dienicht bei dem stehen bleiben, was sie wissen und können, sondern sich ganz derEnergie des Augenblicks verschrieben haben, die Kunst lebendig und wirklichwerden lässt.“
An drei Abenden soll in Darmstadt beim „HessischenJazzpodium“ die Wahrheit dieses Zitats live im Keller des Jazzinstituts und in der Bessunger Knabenschule auf den Bühnen belegt werden. Und das dürfte gelingen, mit einer fein abgestimmten Mischung von jungen Bands wie dem »Psychiatrio« um den Saxophonisten Gary Fuhrmann und dem Trio des Darmstädter Pianisten Felix Roßkopf, die am 27.09. das dreitägige Jazzpodium eröffnen, und längst etablierten Musikern, die für sich die „Energie des Augenblicks“ stets neu finden.
Das Quartett »Parallaxe« mit Daniel Schmitz an der Trompete und dem Pianisten Oliver Maas – letzter bekannt auch als Pianist im Zusammenspiel mit der Mannheimer Saxophonistin Alexandra Lehmler – eröffnet den zweiten Abend, der beschlossen wird von einer Band, die altersmäßig vielleicht nicht mehr ganz in der Kategorie „jung“ eingeordnet werden kann aber allemal noch in die Schublade „wild“ einsortiert werden kann: »Squakk« mit Michael Griener am Schlagzeug, Jan Roder am Bass und Rudi Mahall an der Bassklarinette – Hauptstadtmusiker aus Berlin, in dieser Besetzung auch in anderen Bands zuhören – ergänzt mit dem sehr agilen Posaunisten Christof Thewes.
Diese beiden Bands rahmen den Auftritt von Irène Schweizerein. Die Pianistin hat Anfang der 60er Jahre ihre Karriere begonnen und Mitteder 60er Jahre im Free Jazz ihre erste musikalische Heimat gefunden (damals spieltesie übrigens auch mit dem Schlagzeuger Mani Neumeier). Die heutige IrèneSchweizer hat sich von Kategorien freigespielt. Die ganz wilde Free Jazz Phase hat sie hinter sich gelassen(„Früher konnte sie noch spielen, jetzt ist sie übergeschnappt“ lautete eineSchlagzeile Mitte der 1970er Jahre…) und wenn sie sagt, dass sie mittlerweilehäufig Stücke von Monk, Waldron oder Cherry spielt – dann sollte man nicht vergessen, dass auch diese Musiker zu ihrer Zeit durchaus weit weg vom braven zz-Mainstream agierten. Man darf gespannt sein, was Frau Schweizer auf die Bühne in Darmstadt zaubert.
Großformatig wird es am dritten Abend: mit den »United Colors of Bessungen« spielt ein Septett mit Darmstädter Wurzeln weit über diese Wurzeln hinaus – die Formation gruppiert sich um den Bassisten Jürgen Wuchner, der an diesem Abend von einem Afrikaaufenthalt inspirierte Kompositionen präsentieren wird. Verstärkt werden die »United Colors of Bessungen« mit dem österreichischen Saxophonisten und Flötisten Wolfgang Puschnig.
Hessischer Jazzpreis 2012 für Thomas Cremer
Ein besonderer Programmpunkt folgt mit dem Konzert desFrankfurt Jazz Trio mit Thomas Cremer am Schlagzeug, Martin Gjakonovski am Bassund Olfa Polziehn am Flügel. Nicht nur, dass hier eine Band zu hören ist, überdie Wolfgang Sander (FAZ) fast schon hymnisch schrieb: „Was Olaf Polziehn mitwunderbar kultiviertem Anschlag an motivisch-thematischem Ideengut entlässt,ist nicht nur musikalische Substanz, die durch Thomas Cremers differenziertverwendete Jazzbesen ornamental herausgeputzt wird. Der Schlagzeuger agierthier bisweilen fast schon wie ein Goldschmied, der aus den ohnehin schonglänzenden Klaviertönen ein wertvolles Collier ausrhythmisch-melodischharmonisch funkelnden Edelsteinen formt. Dazu passt auchder profunde Kontrabass von Martin Gjakonovski, der den dreistimmigen Dialogkomplettiert, als erklinge nur ein einziges, zur Harmonie fähigesInstrument.“
Der „fast als Goldschmied“ agierende Schlagzeuger Thomas Cremer wird im Rahmen der Veranstaltung mit der Verleihung des Hessischen Jazzpreises2012 geehrt.
Mit einem speziellen Projekt „Klangbad der 100 Stimmen“,betreut von Gabriele Hasler geht das Hessische Jazzpodium am Sonntag zu Ende .Gabriele Hasler wird – wie schon vor zwei Jahren – mittags einen Gesangs-Workshop mit sangesfreudigen Menschen abhalten und abends solo und mit dem Workshop-Chor das Abschlusskonzert in der Paulskirche bestreiten.