Enjoy Jazz 2012 – Vorschau

Die vierzehnte Ausgabe von Enjoy Jazz findet vom 2. Oktober bis zum 10. November 2012 statt.

Eine der Konstanten des Enjoy Jazz Festivals ist die frühsommerliche Presse-Veranstaltung in den schönen Räumen des Hauptsponsors SAS im Heidelberger Haarlass. Im achten Jahr bereits ist SAS der wichtigste Unterstützer des Festivals und trägt einen bedeutenden Teil zum Etat bei. Wichtig bei einem Festival, das sich nur zu einem relativ kleinen Teil auf öffentliche Mittel stützen kann. Die EU-Förderung seit vergangenem Jahr – Enjoy Jazz wird als einziges Festival in Deutschland gefördert – ergänzt mit rund 100.000 Euro den Enjoy Jazz Haushalt allerdings substantiell.

Rainer Kern & Jürgen Fritz

Zur Musik: Knapp über 40 Konzerte stehen bis jetzt fest (und sind seit einigen Tagen auch im Vorverkauf), das dürfte erfahrungsgemäß etwas über die Hälfte des Programms sein. Stolz ist Festivalchef Rainer Kern nicht nur auf die exzellente Entwicklung des Festivals in den vergangenen Jahren, sondern auch darauf, dass viele der Musiker die besonderen Gegebenheiten des Festivals sehr schätzen: ein alleiniges Konzert am Abend – eher festivaluntypisch – und weitgehende Freiheit in der Gestaltung. Diese Bedingungen locken nicht nur hochklassige Musiker immer wieder in die Metropolregion sondern sorgen auch für einen nicht versiegenden Quell an „neuen Gesichtern“ im Programm. Qualität spricht sich eben herum.

Mit Jack DeJohnette, unter anderem ein Mitstreiter von Miles Davis, wurde für das Eröffnungskonzert im Heidelberger Schloss nicht nur einer der „großen Alten“ des Jazz gewonnen, mit dieser Wahl wird auch bewusst eine Schwerpunkt auf das „Jazz“ im Enjoy Jazz Programm gesetzt. Das Abschlusskonzert scheint ebenfalls bereits in trockenen Tüchern, es wird allerdings noch als Mega-Geheimnis gehandelt. Ein exzellenter Champagner soll bereits gekühlt sein…

Trilok Gurtu spielt bei Enjoy Jazz 2012 mit Jan Garbarek - Foto: Frank Schindelbeck, Jazzfotografie

Dazwischen erwarten wieder um die 70 Veranstaltungen innerhalb von sechs Wochen die Besucher. Der Reigen „alter Bekannter“ ist auch in diesem Jahr groß: Jan Garbarek spielt – neue Spielstätte! – in Worms mit dem genialen Tablaspieler Trilok Gurtu, Joshua Redman ist mit von der Partie, Michael Wollny mit [em], Manu Katché, Nik Bärtsch mit Ronin, das Trio Mediaeval, Michel Godard und andere – und unter den anderen ist auch Bill Frisell. Wer sein Konzert im Jahr 2008 im Mannheimer Schloss erleben durfte, als er mit Tony Scherr am Bass und dem Drummer Kenny Wollensen Stummfilme von Buster Keaton und die „Frank-Trickfilme“ von Woodbridge vertonte, der dürfte spontane Vorfreude empfinden

Apropos Leckerbissen: eine der interessantesten Neuerungen des vergangenen Festivaljahres war die Soloreihe in der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg. Dort fanden nicht nur die einzigen Jazz-Konzerte mit Personenkontrolle und koscheren Mahlzeiten nach der Musik statt, sondern vor allem herausragende Solo-Konzerte.

Es gibt kaum eine intensivere Möglichkeit Jazz zu erleben als die fokussierte Variante: ein Mann – ein Instrument – musikalische Kompetenz. „Mann“ kann man ganz bewusst schreiben, denn wie im vergangenen Jahren bestreiten auch diesmal wieder drei Herren die Konzerte: der Freejazz-Saxophonist Peter Brötzmann, der Ausnahmeschlagzeuger Paul Lovens und der „guitar bashing freak“ Elliot Sharp.

Ob es Personenkontrollen auch bei einer anderen speziellen Veranstaltung gibt? Böse Mitschneider könnten in Versuchung geraten, wenn der Chef des ECM-Labels, Manfred Eicher, unveröffentlichte Aufnahmen des Labels in der Alten Feuerwache spielt. So besonders die Veranstaltung, so ungewöhnlich ist auch die Möglichkeit an die Karten zu kommen: die gibt es nicht zu kaufen sondern nur über die Website http://on.basf.com/OkJRMQ im Rahmen eines Gewinnspiels zu ergattern.

Die regionale Verflechtung des Festivals hat in den vergangenen Jahren zugenommen und beide Seiten profitieren von dieser Entwicklung. Enjoy Jazz „erdet“ sich in der Region und bietet den Musikern eine auch international beachtete Bühne. An erster Stelle ist die „nächste Festival-Konstante“ zu erwähnen: Erwin Ditzner durfte sich auch in diesem Jahr mit seiner „Carte Blanche“ eine Wunschformation zusammen stellen. Stammspieler in Ditzners Projekten ist der Bassist Sebastian Gramss und in diesem Jahr hat er sich den Gitarristen Jeff Parker (ARTE: „ein außergewöhnlicher und versierter Gitarrist….Grenzgänger zwischen Jazz- und Post-Rock-Projekten“) geladen.

Daniel Prandl - Foto: Schindelbeck

Mit Daniel Prandl ist einer der interessantesten jungen Pianisten am Start, der mit seiner just erschienen CD „Fables & Fiction“ ganz gewaltig aufhorchen lässt. Teil der Verflechtung ist aber auch die Präsentation von Preisträgerkonzerten. Zum einen ist im Heidelberger Karlstorbahnhof der Überraschungssieger des „Neuen Deutschen Jazzpreis“ zu hören, »Schneeweiß & Rosenrot« (ein weiterer Ex-Preisträger ist ebenfalls im Programm und somit eigentlich kein Geheimtipp: Henning Sieverts tritt mit seinem Trio in Ludwigshafen auf) und zum anderen Manfred Bründls Silent Bass Trio – der aktuelle SWR-Jazzpreisträger.

Zu den regionalen Größen gehört auch ein „Internationaler“ – der Schlagzeuger Allen Blairman ist zu hören. Mittlerweile längst ein Heidelberger, einer der Größen wie Albert Ayler, Charles Minugs, Mal Waldron… gespielt hat. Bei Enjoy Jazz ist er mit dem Saxophonisten Olaf Schönborn *nur* zu hören, denn das Konzert findet in totaler Dunkelheit statt, in der Blindenschule Ilvesheim!

Natürlich muss ein Festival der Enjoy Jazz Liga auch mit großen Namen aufwarten, neben den bereits erwähnten Künstlern und den „großen Unbekannten“ muss man Herbie Hancock nennen, mit einer »Night of Solo Explorations« im BASF Feierabendhaus und Joshua Redman’s »JAMES FARM« und was noch kommt, zeigen die kommenden Wochen…

Der Vorverkauf hat begonnen und bis zum 31. Juli gibt es Frühbucherrabatte. Natürlich gibt es für die Unersättlichen auch in diesem Jahr wieder einen Festivalpass, der übertragbar ist und damit bei guter Planung geradezu ein Schnäppchen für Begeisterte und „Teiler“.

PS: Die private „must hear list“ des bisher bekannten Programms aus Sicht des des Autoren:

  • Alle Solo-Konzerte (Brötzmann / Lovens / Sharp)
  • Bill Frisell
  • Malia (mit einem wirklich sehr gelungenen Annäherung an Nina Simones Werk)
  • Ditzner / Gramss / Parker
  • Henning Sieverts Trio
  • Daniel Prandl Quartett (mit Wolfgang Fuhr / Axel Kühn / Kristof Körner)
  • Acidmothersguru (mit dem unverwüstlich-kreativen Mani Neumeier BTW Gast bei Jazzology, der Jazzsendung im Bermudafunk an zwei Terminen: 23.07./06.08.)
  • Konzert im Dunkeln mit Olaf Schönborn und Allen Blairman- Dietmar Fuhr

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