Zephyros war bei den alten Griechen eine Berggottheit, welche so manch sanftes Frühlingslüftchen aufkommen ließ. Und Zephyr nennt sich ein Kölner Bläserquintett, das mit einem stilistisch weit gefächerten Programm unterhaltsam bei der Konzertgemeinde Schwäbisch Hall im Neubau aufspielte.
Schwäbisch Hall. Zu Konzertbeginn interpretierte das Quintett stehend explizit zwei „windige“ Mozart-Nummern, nämlich die Arie „Zefiretti lusinghieri“ („Schmeichelnde Lüfte“) aus der Oper Idomeneo und das eigentliche Duett „Che soace zefiretto“ („Wenn die sanften Abendlüfte“) aus Figoros Hochzeit. Hierbei demonstrierten der Flötist Michael Faus, der Oboist Manuel Faust, der Klarinettist Thorsten Johanns, der (niederländische) Hornist Paul van Zelm und der (norwegische) Fagottist Ole Kristian Dahl adäquat homogene Klangkultur. Die Versionen für Bläserquintett stammten von Gunther Schuller.
Ganz original schuf Wolfgang Amadeus Mozart allerdings sein flötenloses Quintett für Klavier und vier Bläser in Es-Dur, Köchelverzeichnis 452. Im Jahre 1784 war dies für den damals 28-jährigen Komponisten sein bislang bestes Werk. Von der Eleganz des Largos bis zum beschwingt kecken Rondo musizierte das Ensemble konzentriert und unsentimental. Der amerikanische Pianist Anthony Spiri fügte sich nahtlos in die Konzeption ein. Auch hier fiel der ziemlich „aufgekratzte“ Horn-Sound von Paul van Zelm, Nachfolger des Brasilianers Luiz Garcia im Zephyr-Bläserquintett, auf.
Doch nicht, wie zu vermuten wäre, dem barocken Tonschöpfer François Couperin huldigte Maurice Ravel bei seinem Klavierzyklus „La Tombeau de Couperin“, sondern seinen im Ersten Weltkrieg gefallenen Freunden. Kein Trauerspiel, vielmehr lebhafte Vergnüglichkeiten entwickeln sich in den nachempfundenen Tanzsätzen alter Art. Der 1925 geborene Gunther Schuller, der vor genau sechs Jahrzehnten als praktizierender Waldhornist dem Trompeter Miles Davis bei der historischen Geburt des Cool Jazz („Birth of the Cool“) behilflich war, hat auch diesen Klassiker für Blasquintett arrangiert. Aufgeblasene Effekthaschereien werden vermieden, doch nuancierter Spielwitz ist gestattet. Zudem hat Gunther Schuller, der als Komponist untrennbar mit dem „Third Stream“, also der Verbindung von Jazz mit Neuer Musik, verbunden ist, nicht versucht, etwas Anderes zu kreieren – Ravel (1875–1937) bleibt hier impressionistisch.
York Höller wurde 1944 in Leverkusen geboren und ist wie etliche Zephyr-Bläser eine feste Größe an der Kölner Musikhochschule. 1972 hatte er mal bei den Donaueschinger Musiktagen eine Uraufführung, wobei er selbst an der elektronischen Orgel saß. Ansonsten tönt Höller bei seinem Opus „Klangzeichen für piano and wind quintet“ keineswegs furchtbar avantgardistisch. Ein zeitgenössischer Musiker kann auch mit ordentlichem „drive“ ohrengefällig und unterhaltsam sein. Lobenswert ist es für die von Ulrich Parpart angeführte Konzertgemeinde, dass sie so die Rezipienten von heute und morgen behutsam an die Neue Musik heranführt und dieser den (unnötigen) Schrecken nimmt.
Für den herzlichen Applaus im immerhin zur Hälfte gefüllten Neubausaal bedankten sich die Kölner (WDR-)Musikanten rheinisch-frohnatürlich mit einer romantischen Gavotte.