Mit „Root“ zurück zu den Wurzeln

Nils Wograms kosmopolitisches Quartett jazzte im Alten Schlachthaus

Vor zwei Jahren musizierte Nils Wogram beim 1. JazzArtFestival Schwäbisch Hall in der Hospitalkirche zusammen mit dem russischen Pianisten Simon Nabatov, jetzt präsentierte der 1972 in Braunschweig geborene Posaunist sein klavierloses Quartett im Theatersaal vom Alten Schlachthaus. Mit seinem Band-Projekt „Root“ geht es stilistisch zurück zu den Wurzeln.

Schwäbisch Hall. Als musikalischer Bezugspunkt fungiert da New York, insbesondere – wie eine CD zum Motto erklärt – die 52nd Street, die historische Jazz-Meile der amerikanischen Ostküste. Der Blues als bindende Basis kam beim doch gut besuchten Konzert, welches vom Club Alpha 60 und dem Kulturbüro in der bewährten Reihe „Jazztime“ gemeinsam veranstaltet wurde, wiederholt zum Zuge. Dann Anklänge zu New Orleans („St. James Infirmary“), zu Bebop, Hardbop und auch zu Henry Mancini sowie Kurt Weill. Die Kompositionen der einzelnen Quartettmitglieder waren allesamt penibel mit reichlichem Notenmaterial durchkonzipiert, das improvisatorische Moment spielte hierbei keine primäre Rolle.

Nils Wogram bezog sich anfangs deutlich auf den 2005 verstorbenen Posaunenweltmeister Albert Mangelsdorff, als er die durch zusätzliches ins Blasinstrument Hineinsingen bewirkte Interferenztöne erzeugte und den einfachen – schließlich aus einem Klopümpel abmontierten – Gummidämpfer einsetzte. Ansonsten bewährte sich der mittlerweile in Zürich wohnhafte und lehrende Posaunist durch beeindruckende Lippenstärke und flinke „Schnellzügigkeit“. Altsaxofonist Hayden Chisholm, wie der sehr sauber intonierende Kontrabassist Matt Penman aus Neuseeland stammend, ließ es in der Tonbildung und im improvisatorischen Tempo eher „cool“ und klassisch-kultiviert angehen. Auch als bassbaritonaler Rezitator englischsprachiger Texte und als Obertonsänger agierte er subtil.

Insgesamt eine Musik in kammermusikalischer Noblesse, die „unplugged“ im Prinzip ohne elektronische Verstärkerhilfe auskam. Das Schlagzeug von Jochen Rückert, der vor über zehn Jahren den „Big Apple“ als Wahlheimat auserkoren hat, betörte nicht durch Dröhnen sondern durch Differenziertheit. Das Musizieren dieses kosmopolitischen Quartetts geriet niemals langwierig und langweilig.

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