William Cody Maher im Jazzhaus Heidelberg
Wolfgang Graf wurde vom Staatsanwalt als „Mischung aus Robin Hood und Michael Kohlhaas des Jazz“ bezeichnet. Letztlich ist er aber mit einer 10-monatigen Bewährungsstrafe noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Voraussetzung war und ist auch für die Zukunft, dass sich Herr Graf aus dem aktiven Geschehen des neu gegründeten Fördervereins heraus hält, Ehrenmitglied des Vereins darf er bleiben.
Mehr dazu bei eer Rhein-Neckar-Zeitung.
Update 17.01.2014
Offensichtlich gehen im Jazzhaus Heidelberg jetzt tatsächlich die Lichter aus. Die Stadt Heidelberg ist nur noch bis zum 26.01.2014 bereit, den Betrieb „weiter zu tolerieren und bei einem Weiterbetrieb über diesen Zeitpunkt hinaus…zu schließen“ – so steht es in einem Schreiben der Stadt Heidelberg an die Rechtsanwälte des bisherigen Jazzhaus Betreibers Wolfgang Graf. Sollte der Betrieb über den 26.1. hinaus weiter geführt werden, droht die Stadt Heidelberg mit einer Versiegelung der Räume.
Als Begründung wird seitens der Stadt angeführt, dass es nicht gelungen sei, mit einem an dem Betrieb interessierten Personenkreis ein tragfähiges Konzept für die Fortführung zu entwicklen. Außerdem werden Im Schreiben der Stadt neue Vorwürfe bezüglich unregelmäßiger aktueller GEMA Zahlungen gegenüber Herrn Graf erhoben, die jener allerdings vehement bestreitet
Bemerkenswert ist, dass der bisherige Betreiber des Jazzhauses, Wolfgang Graf, davon spricht, dass Anfragen der Presse zur Schließungsverfügung bei ihm eintrafen, bevor er selbst das entsprechende Schreiben per Mail erhalten habe.
Update 14.12.2013
Im Ringen um die Rettung des Jazzhaus Heidelberg sind nach wie vor mehr Fragen offen als beantwortet. Der Förderverein für das Jazzhaus hat jetzt Insolvenzantrag gestellt. Es ist erstaunlich, dass auch nach Wochen noch nicht geklärt werden konnte, ob die Schulden im Kontext Jazzhaus (ungefähr 20.000 Euro bei der Stadt Heidelberg und etwa 10.000 Euro beim Finanzamt) und die Forderungen der Gema (es geistern Zahlen von 80.000 bis 90.000 Euro durch den medialen Raum) tatsächlich dem Betreiber zuzuordenen sind oder dem Verein. Die Insolvenzanmeldung weist aber darauf hin, dass zumindest die 30.000 Euro auf dem Verein lasten. Weitaus mehr, als ein kleiner Verein jemals stemmen könnte. Ob das Insolvenzverfahren einen Neuanfang ermöglicht steht allerdings in den Sternen und es gehört mit Sicherheit nicht zu den guten Zeichen, dass es bislang keine offiziellen Informationen zum Ausgang des Gesprächs zwischen Vertretern des Jazzhauses und der Stadt von Anfang des Monats gibt. Die ungeklärten Verhältnisse im Keller (Schankerlaubnis etc.) und die Frage, welche Aktiven eine Fortführung des Jazzhauses in einem neuen Verein in die Hand nehmen könnten, scheint im Moment offen. Immerhin: es gibt weiterhin ein Programm im Jazzhaus: www.jazzhaus-hd.de.
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Am 27.10. verschickte der Betreiber des Jazzhaus Heidelberg, Wolfgang Graf, einen Brandbrief zur bevorstehenden Schließung des Jazzhauses in der Leyergasse in Heidelberg. Das Ordnungsamt der Stadt Heidelberg – klingt schon wie der natürliche Feind des Jazz – verfügt das Ende des Betriebes zum 31. Oktober. Dass über dem Jazzhaus das Damoklesschwert der Schließung hing war schon länger bekannt, insofern verwundert es, dass erst jetzt – ganze vier Tage vor der angedrohten Schließung – das Thema von Seiten des Betreibers medial eskaliert wird.
Fakt ist, dass es für das Jazzhaus nie eine Gaststättenkonzession gegeben hat und daher seit Jahren mit einer windschiefen Konstruktion, die das Jazzhaus als Privatclub deklarierte, der Betrieb am Laufen gehalten werden musste. Eine Konstruktion, wohlgemerkt, die vor 14 Jahren von den damaligen Stadtoberen mitgetragen wurde und die den Jazzclub als Teil des Areals „Kulturbrauerei“ sah.
Die damaligen Politiker sind Geschichte, den Heutigen fehlt der Bezug zum Jazz und leider wohl auch der Wille zur Kultur abseits der großen Events. Das Ordnungsamt hat freie Hand, der Jazzclub soll weg: beim Jazzclub handle es sich um eine „öffentliche Gaststätte“ ohne Konzession, fertig. Als ob regelmäßiges Jazzspielen nicht per se schon das Betreiben einer öffentlichen Gaststätte auschließen würde…
Es spielt wohl keine Rolle, dass hier ein kulturell anspruchsvoller Betrieb platt gemacht werden soll, mit einer wichtigen Bühne für viele Musiker aus der Region und Reihen, wie z.B. die von Christian Eckert vor Jahren etablierten Gitarrenduo Veranstaltung „Two Guitars“. Man fühlt sich ungut daran erinnert, wie desaströs seinerzeit der Rausschmiss des Heidelberger Jazzclubs aus dem Keller des Hauses Buhl war: schlagartig wurde aus einer funktionierenden mittwöchlichen Jazzinstitution mit einer florierenden Szene, eine heimatlose Veranstaltung mit sporadisch stattfindenden Konzerten. Und auch wenn der Jazzclub Heidelberg mittlerweile im DAI angekommen ist: die Stimmung, die „Dichte“, der damaligen Zeit wurde nie wieder erreicht.
Dass der Privatclub Jazzhaus mittlerweile mehr als 3.000 Mitglieder haben soll, darunter einige Fördermitglieder, scheint nach 14 Jahren erfolgreicher Kellerarbeit nicht schwer genug zu wiegen. Selbst wenn der Anspruch, „an keinem anderen Ort (seien) in den vergangenen Jahren Jazzkonzerte mit derartiger Regelmäßigkeit und hohem Qualitätsstandard zu erleben wie im Jazzhaus“ gewesen, etwas dick aufgetragen scheint – der Verlust wäre immens. Das zeigen schon die nackten Zahlen: rund 1.500 Musikveranstaltungen fanden in den letzten 14 Jahren statt, mit einer beeindruckenden Musikerliste auch internationaler Jazzgrößen. Und das – man muss es betonen – ohne einen Cent öffentlicher Förderung einzustreichen.
Auf der einen Seite wird Jazz in der Stadt durchaus hofiert – OB Würzner spricht alljährlich salbungsvolle Worte auf der Enjoy Jazz Pressekonferenz – auf der anderen Seite wird die Kärrnerarbeit an der Basis offenbar so wenig geschätzt, dass man nicht wirklich bestrebt zu sein scheint, eine Lösung zu finden.
Als Jazzfreund kann ich aus eigener Erfahrung sagen: bei jedem Besuch einer fremden Stadt gehört der Besuch örtlicher Jazzclubs zum Pflichtprogramm. Da geht es nicht darum, irgendwelche singulären Konzerte zu finden, sondern authentisch ins Jazzleben einer Stadt einzutauchen – und das funktioniert nur in den Kellern der Städte (die durchaus auch einmal ebenerdig sein dürfen). Dort spielt die Musik, das ist ein Teil der regionalen Kultur. Eine Touristenstadt wie Heidelberg sollte sich dessen bewusst sein.