Jazz in der JVA Stammheim

Jazz hinter Stammheimer Gittern

1.Jazzkonzert in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart vor über 100 jazzbegeisterten Inhaftierten.

Konzert am 10.09.04

Wie geht das? Ermöglicht haben dies der Stuttgarter JAZZCOM e.V, die Musikagentur Jenne & Bother aus Stuttgart und der Bereichsleiter Gefangenenbetreuung Klaus Boshart.

Somit war der Grundstein gelegt für den Auftritt der Stuttgarter Jazz Diamonds, die in Triobesetzung auftraten.
Mini Schulz am Kontrabass, Jürgen Bothner am Saxophon und Meinhard „Obi“ Jenne am Schlagzeug, sind aus der Stuttgarter Jazzszene nicht mehr wegzudenken auch wenn Ihr musikalischer Weg Sie des öfteren in die Ferne schweifen läßt.

Die sonst mit nationalen und internationalen Jazzgrößen spielenden Jazzer bereiten sich auf Ihren wohl ungewöhnlichsten Gig aller Zeiten vor. Jazz vor Gefangenen. Und dann der totale Schock: Mini Schulz hat den Bass vergessen. Ab ins Auto und zurück.

13.00h, die ersten Inhaftierten betreten den Kirchensaal. Lautstark unterhaltend, einige bereits wippend, bahnen Sie sich Ihren Weg in Richtung Bühne. 

Warum ausgerechnet Jazz im Gefängnis? Bereichsleiter Klaus Boshart: „ Jazz ist nicht nur Musik, Jazz ist eine besondere Form der musische Kultur, die in allen Nationen begeisterte Anhänger hat. Hier in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart sind sehr sehr viele Nationen vertreten und natürlich auch Anhänger des Jazz. Somit entsteht nicht nur eine Brücke zwischen den Nationen, sondern auch eine Brücke zwischen dem „verschlossenen  und freien Teil unserer Gesellschaft. Eine ganz tolle Sache.“

Meinhard „ Obi“ Jenne, der schon mit Art Farmer, Jonny Woode, Les Mc Cann und Benny Golson zusammengearbeitet hat: „Es ist ungemein wichtig sich auch im Gefängnis zu engagieren, gerade wir Musiker können da vieles tun und bewegen, der Jazz kann da sehr viel kompensieren“.

Schon die Vorstellung der Musiker löst heftigen Beifall aus und ab geht’s durch die komplette Jazzpalette. Swing, Balladen, Blues, immer unterbrochen durch Beifall der jazzbegeisterten Inhaftierten. Besonders die Soli von Meinhard „Obi“ Jenner am Schlagzeug lösten große Begeisterung aus. Dann einen musikalischen Ausflug in die Karibik. Jürgen Bothners Saxophon läßt jedes Jazzerherz höher schlagen als er russische und türkische Weisen einfließen läßt. Wieder Riesenapplaus. Die Reise geht weiter und immer wieder diese wahnsinns Soli von Mini Schulz am Kontrabass. Als nach 1 Stunde das Konzert unter großem Beifall beendet wurde, musste natürlich noch eine Zugabe her. Hätte man hier Bier ausgeschenkt und auch rauchen dürfen, dann wäre die Clubatmosphäre perfekt gewesen.

Alex.K sitzt wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz: „Die sind super, dass war Jazz vom Feinsten, warum gibt’s das nicht öfter?“ Ercan. Ö: „Jazzfans gibt es auch hier in Stammheim, das war echt geil. Das sollte öfter sein. Wir sitzen hier 23 Stunden am Tag in der Zelle, keine Abwechslung, da tut so ein Konzert richtig gut.“

Alle Musiker waren sich einig, wir kommen wieder. Dann schlossen sich wieder die Tore hinter Stuttgarts Nr.1 der Jazzszene, den Stuttgarter Jazz Diamonds.

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