Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Mit rhythmischem Einfühlungsvermögen und Begeisterung trommeln die 14-Jährigen Alba und Tomke beim „Four-Four“-Experiment auf den Percussionsinstrumenten. Beim Lehrkonzert der Jazzmessengers im Nieder-Olmer Ratssaal beziehen die Mitglieder der Combo der Musikhochschule Mainz das Publikum mit ein, lassen die Zufallsmusiker im Vier-Takte-Wechsel rundum mit der Band spielen. Es ist das Ziel der Jazz-Botschafter, den Menschen die Berührungsängste mit dem Jazz zu nehmen und sie für diese Musik zu öffnen, sagen der der Saxophonist Thomas Bachmann, Dozent und Leiter der Combo sowie Jens Klaassen, Leiter der Musikschule der VG-Nieder-Olm und Gastgeber dieses Konzertes.
Es beginnt mit dem Popsong „Wonderwall der Gruppe „Oasis“ in einem Duo von Gesang und Gitarre. Dann stellen die Jazzmessengers – neben Miriam Ast aus dem siebten Semester weitere fünf Studenten des ersten und dritten Semesters – die Jazzversion des Pianisten Brad Meldau vor. Einer Bass-Einleitung folgt die Scat-Improvisation der Sängerin Miriam Ast, während Schlagzeug und Bass einen durchlaufenden Groove spielen. „Es ist ein langwieriger Prozess, die Akkordfolgen, Skalen und Harmonien so gut zu kennen, dass man sich bei Improvisationen frei und kreativ in diesem Rahmen bewegen kann“, erläutert die Sängerin dem interessierten Publikum von der siebenjährigen Natascha, die bislang noch nie dem Jazz begegnete, bis zu den Senioren des professionellen Bernd Reichow-Trios – die sich für das künstlerische Niveau des Jazz-Nachwuchses interessieren.
Das Phänomen des Swing demonstriert Schlagzeuger Christoph Hoffmann, der die Nuancen von Klangfarben auf den Becken vorführt und den Bezug des Drummers zum Bassisten als „entscheidend“ für das rhythmisch groovende Fundament der Band hervorhebt. Diese Basisarbeit können die Zuhörer beim anschließenden „I get a kick out of you“ nachvollziehen, wobei der Gitarrist Nicola Hein, Pianist Lukas Moriz und die Sängerin Miriam Ast am Saxophon den Sound der Combo vervollständigen. Mit dem durch das Brubeck-Quartett zum Million-Seller gewordenen „Take Five“ führt die Saxophonistin mit der Band in die Jazzwelt der ungeraden Metren, wobei Ast das Musizierprinzip vom Ausgangspunkt Thema hin zur Improvisation und zurück zum Thema souverän praktiziert.
Bei der Erläuterung der Instrumente und ihrer Funktionen innerhalb der Band am Beispiel der Herbie Hancock-Komposition „Watermelonman“ erzählt Hein von der Aufgabe des Gitarristen, Akkorde und Melodien zu liefern sowie von der Entscheidung Bass und Drums zu umspielen oder zu akzentuieren. In gleicher Weise stehe das Piano zwischen dem Rhythmusfundament und der Solistenbegleitung, erklärt Moriz. Mit dem abrundenden „Five hundred miles high“ von Chick Corea geht für die begeisterten Zuhörer das Lehrkonzert der „Jazzmessengers“ zuende.
„Eine Musikhochschule ist nicht nur ein reiner Ausbildungsbetrieb für künftige Berufsmusiker und Musikpädagogen, sondern erfüllt auch eine kulturelle Bildungsfunktion, die weit über den Campus hinausgeht“, sagt Alexander Gelhausen, einer Initiatoren des Projekts. So lag der Schluss nahe, ein Ensemble zu gründen, das den Jazz didaktisch aufbereitet und in die Schulen sowie Musikschulen bringt. Die Combos werden für jedes Semester neu zusammengestellt, und erarbeiten ein Programm, in dem ihnen viel Freiheit eingeräumt wird.
Am Vormittag dieses Tages war die Combo der Musikhochschule Mainz zu Gast im Gymnasium Nieder-Olm. In der Schule mit drei Jazz-Bigbands, war die Mitwirkung der Schüler naturgemäß sehr hoch. „Das war ein phantastisches Erlebnis“, lobt Bandleader Thomas Bachmann.