Jan Felix May und Band in Mainz: 22. April 2016

May Quintett - Foto: Mümpfer

In „Karnak , 2nd Movement“ glaubt der Zuhörer schwebende sowie transparente Sphärenklänge von Jan Felix Mays Keyboard und dem Altsaxophon Kerstin Haberechts zu vernehmen, während Bassist Edu Sabella auf dem E-Bass ostinate Akkorde zupft. Mit dem Keyboard weitet May den Klang des Flügels aus, mit dem der junge Pianist in der Zugabe „Lovely Night“ die swingende Tradition aufgreift und sich als Hochgeschwindigkeits-Improvisator präsentiert. May scheint zum Spannungsaufbau Repetitionen zu lieben. Kontrabass, Saxophone und der Pianist selbst nutzen sie gleichermaßen. Pulsierende Energie und Vitalität im Zusammenspiel der Musiker zieht die zahlreichen Zuhörer auch beim Konzert in Mainz Atelier Christian Schauder in Bann.

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Rasante sowie perlende Läufe bestimmen seine Interaktionen mit dem Sopransaxophon in „I will never lose you“. Mit der rechten Hand lässt May Melodien aus den Tasten perlen, mit der Linken greift er ostinate Bass-Akkorde. Schichtungen von Blockakkorden, sperrige Tastenspiele sind weitere Kennzeichen des Musikers, der in Burghausen den Solisten-Wettbewerb gewann und mit seinem Quintett den zweiten Preis errang.

Ob nun „Major Issue“ oder „Living P.“, May streut zwischen lyrische Parts und kraftvolle Läufe jene energetischen Passagen, die vom stets präsenten Schlagzeuger Julian Camargo vorangetrieben und unterstrichen werden. „Ich habe noch nie so rhythmisch und harmonisch komplexe Musik gespielt“, schwärmt der Drummer – auch wenn mancher Zuhörer meint, dass weniger mehr sein könnte. Klangfärbend wie das Piano ist das Spiel Habrechts auf dem Sopran- und Altsaxophon, das zuweilen sogar unisono mit dem Piano erklingt. Bassist Sabella stützt solide und Gitarrist Roos brilliert in seinen Soli besonders in „Im a person“ mit filigranen Linien. „Hardcore Bling“ leitet May mit tastenden Akkorden auf dem Flügel ein, bevor die Komposition in einen schnellen Lauf mündet.

Die Musik der Band zeugt von improvisatorischer Spielfreude und ausgeklügelten Arrangements mit oftmals ungeraden Taktarten und reizvollen Wendungen. Die Kompositionen sind vor allem vom Jazz beeinflusst. Doch auch Rock, Neo-Soul, Latin und Hip Hop finden Einfluss. Die jungen Musiker, allesamt Absolventen der Mainzer Musikhochschule, greifen die Tradition auf, lassen sie wieder fallen, um dann eigener Inspiration freien Raum zu geben. So hat sich in originärem Sound eine bestechende Klangästhetik entwickelt.

Das Konzert in Burghausen nimmt die Band als Kick-off für einer Tour durch Deutschland und Frankreich. Im November wollen die Musiker ein Studioalbum in Paris aufnehmen. Dafür könnten die 5 000 Euro Preisgeld des Jazzwettbewerbes nützlich sein.

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