Es liegt viel Anmut in dieser Musik, noch mehr Komödiantentum und vor allem tänzerische Leichtigkeit. Der Klarinettist Gianluigi Trovesi und der Akkordeonspieler Gianni Coscia greifen die Folklore des nördlichen Mittelmeerraumes auf und verknüpfen sie mit der Improvisationskunst des Jazz, wobei der melodische Reiz und die mitreißende Vitalität der Volksmusik mit überraschenden harmonischen Wendungen und rhythmischen Sprüngen eine ganz neue Dimension gewinnt. Das gilt für den spanischen Flamenco ebenso wie für die italienischen Canzone, die Tanzlieder vom Balkan und die Klezmer-Festlichkeit.
Mit der gleichen Unbekümmertheit, aber auch Kunstfertigkeit gehen die beiden Musiker aus Italien an den Komponisten Kurt Weill heran. Sie nähern sich tastend den Songs aus der Dreigroschenoper und aus Mahagonny, zerlegen die Harmonien, wagen Variationen etwa über die Tango-Ballade und kommen in einem sanften Finale auf das Thema zurück. Abgeklärtheit und Witz kommen dabei den Intensionen Weills zupass.
Die beiden Solisten lieben zarte, hingehauchte Tonfolgen auf dem Knopfakkordeon und der kleinen Es-Klarinette, sanfte Intros und ebenso leise Finale. Aber auch abrupte und große Dynamiksprünge sind charakteristisch für die Abläufe der Stücke zwischen kompositorisch detailliert festgelegten Teilen und Improvisationen.
Das Akkordeon schwelgt in romantischen Melodielinien, pflegt die beschwingte Musette, hüpft in tänzerischen Up-Tempo-Folgen, die Bass- und die Es-Klarinette singen und schreien, ächzen und seufzen, sprechen und jubilieren in reinen Harmonien und grell überblasenen High-Notes. Mal fließt die Melodie ruhig dahin, ein anderes Mal flattert sie im Vibrato. Und immer wieder finden sich die Musiker in intimen Dialogen, in ironischen Duetten zusammen, mehrstimmig oder Unisono.
„Django“ ist der wohl am häufigsten gespielte Standard des Modern Jazz Quartetts aus der Feder von John Lewis. Der Trauermarsch im klassizistischen Tonfall mit dem schwermütigen, getragenen Ausgangsmotiv und der swingenden Improvisation im Medium Tempo sowie dem immanenten Blues musste Trovesi und Coscia zur lyrischen Einleitung, dem bewegten Klarinettensolo, den zahlreichen Tempo-Wechsel und spannungsgeladenen Dynamiksprüngen sowie den humorvollen Zitaten geradezu verführen.
Die Zuhörer im Frankfurter Hof sind nach all dem kaum überrascht, dass die beiden Künstler, die so keine musikalische Berührungsängste kennen, in der Zugabe Fragmente der französischen Nationalhymne neben dem Sinatra-Song „My Way“ und anderen Ohrwürmern zitieren, dass sie Jazz-Standards, Volks- und Kunstlieder zu einem Medley verschmelzen.