Eric Plandé Trio im Rüsselsheimer „Rind“, 16. März 2008

Schier grenzenlose Energie fließt aus dem Spiel des französischen Saxophonisten Eric Plandé – ganz gleich, ob er nun eine Ballade wie den von Paul Motion geschriebenen „Folk Song for Rosie“ oder das aus seiner Feder stammende Up-Tempo-Stück „A une heure du matin“ interpretiert. Plandé windet sich auf der Bühne des Jazz-Cafés „das Rind“, bläst sich die Seele aus dem Leib. Sonore Stakkati wechseln mit überblasenen High-Notes auf dem Tenorsaxophon.

Der Franzose hat Charlie Parker verinnerlicht, dann aber einen eigenen Ton entwickelt, der die rasend schnellen und explosiven Läufe bewahrt, die Töne anderseits lang angehalten wirken lässt. So verbindet Plandé in seinem Spiel Parker mit Coltrane, der wiederum mit melodischen Riesenbögen solche Soundflächen kreiert hat. Im Rüsselsheimer Konzert wird dies von einem beständig in einer Tonhöhe gestrichenen Kontrabass betont.

Das Trio-Konzert mit dem Schlagzeuger Bülent Ates und dem Bassisten Jürgen Wuchner beginnt im „Rind“ furios mit dem Titel „Amok“, in dem über einem pulsierenden Drum-Set das Tenorsaxophon zunächst ostinat wirkende Themenvariationen legt, nach einem Bass-Solo mit vielen überraschenden harmonischen Wendungen in ein kochend heißes Solo mit überblasenen Akkordfolgen in den hohen und mittleren Lagen wechselt. Jürgen Wuchner, der bewährte Integrator, zupft die Saiten stets kraftvoll, greift die hohen Tonlagen auch mal kurz über und unter dem Steg, wechselt wie in „Bourlinguer“ von harmonisch verzierendem Sololauf in eine straight marschierende Begleitung.

„Vive la muerte“ hebt zunächst getragen mit sangbaren Saxophonlinien an, Wuchner legt im Solo einen erdigen Bass-Lauf in tiefen
Lagen grundierend, den Plandé mit einem knalligen Stakkato in den mittleren Lagen des Tenorsaxophons ablöst. Ates hat dann in „L´Antechrist“ die Gelegenheit die Stöcke auf der kleinen Trommel wirbeln zu lassen, während er mit präziser Fußarbeit gewittergleich die Basstrommeln bearbeitet.  

Hin und wieder hat der Zuhörer den Eindruck, dass das Zusammenspiel des Bassisten und des Schlagzeugers perfekter funktioniert, als das mit dem Saxophonisten. Ates vor allem steht die Freude über die expressiven Tutti und kommunizierenden Duos ins Gesicht geschrieben. Plandé´s Körper windet sich im Rhythmus, wenn Wuchner seine zupackenden Soli greift. 

Andererseits gewährt Plandé seinen Mitspielern viel Freiheit, die sie in ihren Soli auskosten – so wie er in seinen ekstatischen und leidenschaftlichen Läufen zwischen Hardbop und Free den Sound des Abends bestimmt. Plandé ist ein kreativer Wilder auf seinem Instrument wie in seinen Kompositionen.

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