Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Bei Cole Porters „Night and Day“ hat es keinen Sinn zu fragen, wer alles diesen All-Time-Hit aufgenommen hat. Das relaxte Timbre der Sinatra-Fassung ist die wohl bekannteste. Der federnd schwebende Song aus dem Musical „The Gay Divorce“ lebt von kleinen Bewegungen, die chromatisch um den Grundton kreisen und der häufigen Verwendung einer Quinte. Der Sänger Kai Werth hat im Duo mit dem Pianisten Lukas Ruschitzka beim Konzertabend der Musikhochschule Mainz den zahllosen Versionen ein eigenes Arrangement hinzugefügt, dem Werth mit seinen Variationen des Themas zum Finale einen besonders reizvollen Effekt verlieh. Seine warme, leicht raue Stimme mit dosiertem Vibrato begleitete Ruschitzka mal verspielt, mal treibend im Wechsel von Blockakkorden und Single Note-Läufen.
Eine nahezu gegensätzliche Stimmung der Hoffnungslosigkeit vermittelt die Schubert-Komposition „Der Leiermann“, die die Jazz-Pianistin Swantje Rietz und Richard Logiewa aus der Klassik-Gesangsklasse in neuem Gewand interpretierten. Zum gefühlvollen und ökonomischen Einsatz der Stimme setzte Rietz Akzente mit einem wiederholten Griff in die Saiten des Flügels oder dämpfte zum Finale die angeschlagene Note im Korpus ab. Das Duo traf damit sensibel die Stimmung der Hoffnungslosigkeit, die Schubert als „Meister der kleinen Form“ so genial umgesetzt hatte.
Intime Duos, wie sie das Konzert des Klavierforums „Franz Schubert meets Cole Porter“ ausschließlich präsentierte, decken Fehler im Zusammenspiel der Partner gnadenlos auf. Dies gilt für die improvisierten Interaktionen des Jazz noch mehr als für die notierten Kompositionen der Klassik. Wie souverän Duos klingen können, bewiesen an diesem Abend Professor Sebastian Sternal am Flügel und sein Kollege Alexander Gelhausen mit Porters „You do something to me“. Wer bislang nicht glaubte, dass ein Piano scatten kann, wurde durch das teil sperrige, teils fließende Spiel Sternals eines Besseren belehrt. Im Duo mit dem scattenden Gelhausen, der mit eingestreuten Geräusch-Vokalisen zu Beginn und Ende weitere eigene Akzente setzte sowie mit swingenden Parts verdienten sie sich den anhaltenden Applaus des Publikums.
Mit der gleichen Begeisterung feierten die Zuhörer im überfüllten „Roten Saal“ der Universität neben andern auch die Sängerin Jasmin Hörner, die mit klarem Sopran vibratoreich die verspielten Lyrismen des Pianisten Bastian Hahn in Schuberts „Nacht und Träume“ oder expressiv dramatisierend die „Auflösung“ präsentierte. Zu Beginn bestach die Jazz-Sängerin Alexandra Pugh im Duo mit der Klassik-Pianistin Seong-Heui Kim in der sanften „Sea Lady“ des Trompeters Kenny Wheeler.
Dass aus dem Konzert nur wenige Duos beispielhaft hervorgehoben werden können, bedeutet keine Missachtung der anderen jungen Künstler, deren Interpretationen Beweis für die Qualität der musikalischen Ausbildung an der Musikhochschule und die daraus resultierende künstlerische Reife der Musiker und Sänger ist. Dies gilt insbesondere für das gelungene Wagnis der Professoren Sebastian Sternal und Burkhard Schaeffer, Klassik und Jazz miteinander zu verbinden.