Text und Photos: Hans Kumpf
Schwäbisch Hall. Nun haben es sich Nilgänse auch in Schwäbisch Hall heimlich heimisch gemacht – sei es im Feuersee auf dem Teurershof oder im Kocher am Grasbödele. Ein tierischer Volkssturm „Europäische Enten gegen die Islamisierung des Abendlandes“ („Eegida“) hat sich in der einstigen Freien Reichsstadt offensichtlich noch nicht formiert. Einerseits wird das arabische Federvieh gutmenschlich gar als eine „Bereicherung der Artenvielfalt“ gefeiert, während im Internet schon zu lesen ist, die gemeine Nilgans („Alopochen aegyptiacus“), ohnehin eine halbe Ente, rotte als „aggressive Immigrantin“ urdeutsches Geflügel aus – beispielsweise die Pommerngans.
Ganz große Sympathie zur „Pegida“-Bewegung zeigt ja Erika Steinbach, die vormalige Präsidentin des Vertriebenenbundes, geboren 1943 als Tochter eines deutschen Besatzungssoldaten im polnischen Rumia, Bezirk Pommern. Die blonde CDU-Politikerin beschwerte sich in einem Zeitungsinterview darüber, dass die sich zahlenmäßig in der Minderheit befindlichen deutschen Schüler von den türkischen Klassenkameraden inzwischen den Sprachakzent übernommen hätten. Und wenn nun die eventuell überlebenden schwäbischen Schnabeltiere alsbald arabisch schnattern? Ein apokalyptischer Albtraum!
Total vergessen hat man bei der sächsischen Pegida wohl, dass eine Islamisierung des Abendlandes schon vor Jahrhunderten einsetzte. Eine perfide Aktion war hierbei die konspirative Infiltration des Gartenzwerges. Schon im Jahre 2011 enthüllte das Haller Goethe-Institut in einer Ausstellung die ungeschminkte Wahrheit über das teutonische Gemütlichkeitssymbol: „Der Gartenzwerg kommt aus der Türkei. Seine Urahnen stammen aus Kappadokien. Dort fertigten Bergbausklaven Steinzwerge, denen magische Kräfte nachgesagt wurden. Die rote Mütze gehörte wahrscheinlich zur Arbeitskluft und diente als gut erkennbares Signal unter Tage. In Deutschland wurden vor rund 130 Jahren in Thüringen die ersten Gartenzwerge hergestellt.“
Und verzichten die Pegida-Eiferer in Dresden konsequent auf ein Tässchen Kaffee? Wie heißt es doch in einem alten Kanon, den man so schön notenlernend in der Schule sang? „C A F F E E, trink nicht so viel Caffee. Nicht für Kinder ist der Türkentrank, schwächt die Nerven, macht dich blass und krank. Sei doch kein Muselman, der ihn nicht lassen kann.“ Und im nahen Leipzig komponierte Thomaskantor Johann Sebastian Bach um 1734 eine sehr weltliche „Kaffeekantate“ (BWV 211), die das morgenländische „Genussgift“ thematisierte.
Überhaupt die Musik. Der im österreichischen Salzburg geborene Wolfgang Amadeus Mozart, der einen deutschen Migrationshintergrund aufwies, schrieb in Wien 1783/84 wohlwollend seinen „Türkischen Marsch“ (Klaviersonate Nr. 11, KV 331, 3. Satz). Genau ein Jahrhundert zuvor vertrieb dort der polnische König Jan III Sobieski die türkischen Belagerer. Hinterlassen haben diese metallene Schlaginstrumente. Ein Drumset ohne Becken (Cymbals) ist heutzutage undenkbar – nicht nur im Abendland.