Einstimmig von der Fachjury gewählt, in der kürzesten Kür der Geschichte des Jazzpreises, und die von der Juryvorsitzenden Julia Neupert (SWR) erwähnte – typische – Reaktion auf die Nennung des Ausgezeichneten: „Ach, der hat ihn noch nicht?“ belegt die allgemeine Wertschätzung des Berliner Musikers. Wie wohl auch die hohe Dichte der sich im Saal tummelnden Jazzexperten- und Publizistenschar.
Sein hoher physischer Einsatz, seine schon fast gnadenlose Präzision, die trotzdem federleicht daherkommt – es gibt kaum einen Schlagzeuger, der so sehr mit seinem Instrument eins scheint. Ständige Bewegung, seine Art zu trommeln scheint ohne Atempausen daher zu kommen: das Gegenteil von Behäbigkeit ist Lillinger.
„Andere Kinder bekommen Ritalin, Christian bekommt Schlagzeugunterricht.“
(Ulrich Stock über den jungen Christian Lillinger)
Es gehört zum erprobten Konzept des SWR-Jazzpreises, dass der Preisträger sich mit zwei Formationen vorstellen kann und Christian Lillinger spielte das erste Set mit seiner Formation GRUND. Eine ungewöhnliches Septett-Besetzung mit zwei Kontrabässen (Robert Landfermann, Jonas Westergaard, zwei Saxophonisten (Tobias Delius, Pierre Borel), dem Pianisten Achim Kaufmann und Christopher Dell am Vibraphon. Lillinger ist in dieser Formation nie untergeordneter Begleiter, auch kein Antreiber – er ist der Puls. Ein Puls auf Speed in einem voluminösen Klangkörper. Eine Band, in der – mit Achim Kaufmann – ein SWR-Preisträger mitspielt und andere sich für den Preis durchaus anbieten… – oder hat Christopher Dell den Preis auch schon erhalten?
Im zweiten Set, nach kurzer Laudatio, dann eine Quartett-Besetzung mit Dell, Westergaard und Johannes Brecht an den „electronics“. Nicht nur optisch rückt Lillinger ins Zentrum der Bühne, in der kleinen Besetzung spielt er seine Klasse noch einmal auffälliger aus – in einem rund 30-minütigem intensiven Set.