Wer würde wohl freiwillig in einer Sauna tanzen? Für die mehr als 500 Fans von Candy Dulfer ist es selbstverständlich, dass sie sich im Frankfurter Hof dieser schweißtreibenden Fron bis zur Erschöpfung hingeben. Der blondmähnige Irrwisch auf der Bühne, der selbst länger als zwei Stunden von einer Bühnenseite zu anderen wirbelt, sich windet, die Seele aus dem Leib singt und kraftvoll das Saxophon bläst, zieht die Menge in seinen Bann und lässt sie nicht mehr los.
Candy Dulfer hat das mausgrauen T-Shirt von Nachmittag gegen ein silberglänzendes rückenfreies Leibchen getauscht. Die 33-jährige Holländerin weiß, was sie ihrem Ruf als erotischste Saxophon-Spielerin der Szene schuldig ist. Und die Herren an der Front himmeln sie an, wenn Candy routiniert mit den Instrument an den Bühnenrand tritt, eine Soul-Phrase intoniert und ihnen tief in die Augen schaut.
Die Veranstalter taten gut daran, auf die Stühle im Saal zu verzichten. Denn die musikalische Wendung, die der einstige Star des Smooth-Jazz vollzogen hat, stünde dem puren Zuhören entgegen. Gewiss, die Holländerin, die mit Prince und Van Morrison regelmäßig auf der Bühne steht, spielt noch immer Funk, Rhythm & Blues, Soul und Jazz, tonangebend auf ihrer neuen CD „Right in my soul“ und auf ihrer laufenden Promotiontournee ist indessen Drum & Bass. Jazzige Balladen in der Tradition eines Ben Webster und Eddie Cleanhead Vinson sind selten geworden. Candy Dulfer kommentiert dies kokettierend mit dem Satz „Nach so viel Pop nun ein Jazzthema, um meinem Ruf gerecht zu werden“, um dann mit einer langgezogenen singenden Linie auf dem Instrument „It´s my life“ einzuleiten. Eine letzte Ballade gibt es dann noch kurz vor den Zugaben mit „Lost and gone“.
Verabschieden wird sich die „Lady Saxuality“ allerdings mit jenen treibenden und rockenden Themen, die das Konzert bestimmten. Kaum eine Komposition der neuen CD fehlt: „My Love“, das aufputschende „Power to the people“, „What´s in your head“ oder der Drum&Bass-Mix „Let me show you“. Es sind Stücken, in denen sie die Saxophon-Sounds in rasenden Stakkati kochen lässt wie ihr Vorbild Maceo Parker, in denen der vorzügliche Gitarrist Ulco Bed seine gleißenden Glissando-Läufe heulend aus den Saiten reißt, Schlagzeuger Cyril Directie die Drums pulsieren lässt zu den harten Beats der Bassgitarre von Kenneth Bruce. Thomas Bank webt auf den Keyboards flirrende Klangteppiche, bringt auch mal wie in der Prince-Komposition „Exotica“ dem Synthesizer Flötentöne bei.
Die Melodien sind einfach und eingängig, das Lachen der Lady einnehmend und ansteckend. Dass Candy Dulfer sich erfolgreich am Markt orientiert, beweist der Zuspruch. „Sax a gogo“ heißt treffend eine ältere Komposition an diesem Abend, die der Dancefloor-Mischung des Konzertes voll gerecht wird – auch wenn sie im Grunde eine solide Funk-Nummer ist.