Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
„Spaniol 4“ stellt an der Musikhochschule Mainz mit Konzert neue CD „The Trip“ (Klangraum KRR 066) vor
Frank Spaniol eröffnet das Titelstück „The Trip“ mit leicht rauen und getragenen Linien auf der Bassklarinette, über denen Bassist Markus Bodenseh sein gestrichenes Instrument vibrieren lässt. Das folgende Spiel auf den Rhodes-Keyboards und den ständig intensiver werdenden Läufen auf der Bassklarinette sowie dem pulsierenden Schlagzeug verrät ebenso wie „Coexistence of hope and disease“, dass das Quartett um den Saxophonisten und Bassklarinettisten mehr denn je als Klangtüftler auf der Suche nach neuen Farben und Grenzen des zeitgenössischen Jazz sind, ohne dabei die Tradition zu verleugnen.
Bei einem Konzert in der Musikhochschule Mainz haben Frank Spaniol, Markus Bodenseh, Sebastian Merk und der Keyboarder Ulf Kleiner vor begeisterten Musikstudenten und Gästen Stücke aus ihrer neuen CD „The Trip“ vorgestellt. Im überfüllten Jazzraum der Universität sitzen die fachkundigen Zuhörer auf Lautsprecherboxen und Tischen, weil die Stühle nicht reichen.
Bodenseh besticht mit filigranen und harmonisch reizvollen Soli zu vibrierender Beckenarbeit des Schlagzeugers Merk und sparsamen Akkordeinwürfen Kleiners (der als Dozent für Klavier an der Hochschule lehrt). Bemerkenswert bei „Spaniol 4“ ist die Liebe zu Duos von Saxophon und Bass oder von Drums und Keyboards. Auch die kurzen Breaks Spaniols im Schlagzeugsolo Merks sind mehrfach zu hören. Mehr als auf den ersten Platten greift Spaniol zur Bassklarinette, seltener zum Tenorsaxophon. In „What we do“ und „The Beginning“ lässt Spaniol sein Instrument fast meditativ heiser “atmen”.
Die im Hintergrund stets verhalten mitprägende romantische Haltung Spaniols ist sogar im eher freien und eruptiven Spiel von „Invention 17“ spürbar oder in swingenden Up-Tempo-Kompositionen wie „Circles“. Sound-Ästhetik und Experimentierfreude verbinden sich. Ein anderes Charakteristikum des Quartetts sind die mit Überraschungen gespickte Klangmalerei sowie der kompakte, homogene Sound der Musiker, die nun schon seit 2002 gemeinsam musizieren. Mal balladesk, mal nervös flatternd, dann wiederum groovy oder funky swingend: das Quartett Spaniol 4 bewegt sich zwar im Hauptstrom des Jazz, aber doch mit Aha-Effekten und viel Spielwitz. „Abenteuerliches Zeit-Hopping“ nennen die Musik diesen Trip.
Das gilt für die CD mit ihren 13 Kompositionen der Bandmitglieder ebenso wie für das Konzert in Mainz.