Besonders einladend wirkt die diesjährige Grafik des Jazzfestival Saalfelden: blauer Himmel, weiße Wolken, das Steinerne Meer im Hintergrund, Wald und Alm ziehen sich durchs Bild und im Vordergrund steht auf einer Holzbank ein Radiogerät. Es ist eine Mischung aus Koffer- und Röhrenradio mit der Anmutung der 1950er Jahre, zumindest auf den ersten Blick. Beim zweiten Blick: Da ist doch KI im Spiel? Wer ein bisschen mit deren Bilderzeugung zu tun hat, dem kommen die Artefakte des Radios etwas verdächtig vor, und die unfertig wirkende Ausführung mit leicht schlampigen Details.
Was mag der Prompt für den maschinellen Grafikerzeuger gewesen sein? „Erzeuge ein einladendes Bild vor grandioser Bergkulisse mit einem großen Retroradio als Eyecatcher in freundlichen Farben, vor allem in Orange und Blau. Und ja, bitte, platziere vier Orangen drumherum“? Oder war es doch ein Künstler, der dieses Bild mühsam von Hand gemalt hat, in stundenlanger Arbeit sekundenschnelle Bilderzeugung imitierend? Das wäre ein großartiger Twist in Zeiten, in denen man sich zwischen Anschein, Schein und Realität zunehmend mühsamer orientieren muss.
Umso wichtiger ist es, sich vor Ort im Real Life, ganz nah an Musikerinnen und Musikern, ein Bild zu machen – von dem, was gerade angesagt ist in der Jazzwelt. Jazzfestivals und besonders das in Saalfelden bieten die hochkonzentrierte Gelegenheit dazu.
Vom 22. bis 25. August 2024 verwandelt sich der von Bergen umringte Ort wieder in ein internationales Jazz-Mekka. Die 44. Ausgabe des Festivals verspricht ein spannendes und herausforderndes Wochenende mit rund 200 Musikern aus 16 Ländern.
Das Eröffnungskonzert im Congress Saalfelden wird von der iranischen – und Wahlösterreicherin – Klarinettistin Mona Matbou Riahi und ihrem Projekt „Nebulift“ bestritten, unterstützt von Dorian Concept, Manu Mayr und Lou Zon.
Das Synesthetic Octet ist eine der besonderen Formationen des diesjährigen Festivals. Die österreichische Band um Klarinettist, Komponist, Vocalist und Videokünstler Vincent Pongracz zeichnet sich durch eine außergewöhnlich inspirierte Herangehensweise an Musik aus: „…inspired by 90’s Hip Hop, Gil Evans and Olivier Messiaen.“
Einige Musikerinnen und Musiker des Festivals – Photos: Schindelbeck
Das Jazzfestival Saalfelden ist auch bekannt für die Rückkehr vieler Künstler, die bereits in der Vergangenheit das Publikum begeistert haben. Musiker wie Petter Eldh, die Brüder Théo und Valentin Ceccaldi, Sofia Jernberg, Daniel Erdmann, Mats Gustafsson oder Oliver Steidle stehen bei jedem Wiederhören für musikalische Neugierde, Offenheit und Experimentierfreudigkeit. Diese Künstler bringen frische Projekte und neue Kooperationen mit, die zeigen, wie sich ihre Musik weiterentwickelt hat.
Internationale Größen wie Sylvie Courvoisier mit ihrer Formation Chimaera, Erik Friedlander mit „The Throw“ und Saxophonist James Brandon Lewis stellen neue Projekte und Alben vor. Amirtha Kidambi’s Elder Ones aus den USA sind erstmals in Saalfelden dabei und thematisieren in ihrer Musik gesellschaftliche Fragen wie Macht, Unterdrückung und Kapitalismus.
Zu den besonderen Programmpunkten zählen in Saalfelden die „We Hike Jazz“-Wanderungen mit Bassist Lukas Kranzelbinder (natürlich längst ausgebucht), die spontanen Flashmobs organisiert in diesem Jahr von der Saxophonistin Yvonne Moriel und die beliebten, kostenlosen „Citytracks“-Konzerte, die auch das weniger jazzaffine Publikum in den Park locken werden. Erstmals gibt es ein Konzert auf der malerischen Einsiedelei oberhalb von Schloss Lichtenstein – das war vor einigen Jahren schon einmal geplant und musste damals abgesagt werden. Eine kleine Wanderung ist bei diesem Konzert inklusive, aber der Weg wird sich lohnen.
Das gilt auch für die Konzerte an besonderen Orten. Die Almkonzerte gehören zum speziellen Saalfelden-Flair. Die Auftritte in der Buchbinderei Fuchs, mit ihrem handwerklich schönen Ambiente und stets spannenden kleineren Projekten. Und die Events in der vor einigen Jahren hinzugekommenen Otto-Gruber-Halle, die auf Anhieb bei den Festivalbesuchern extrem beliebt war.
Tickets für die kostenpflichtigen Konzerte sind (noch) online erhältlich. Alle Informationen und das komplette Programm finden sich in der „JAZZ SAALFELDEN“ App.
Weitere Informationen und Tickets: Jazzfestival Saalfelden