Mal voller Energie zupackend mit ekstatischen Ausbrüchen sowie überblasenen High-Notes auf dem Tenorsaxophon in „Richard called“, dann wieder lyrisch und sanft mit fast coolem Touch und impressionistischen Klangfarben in „And then it had to be with you“, verleugnen der Saxophonist Frank Sackenheim und sein Quintett nicht die Tradition des Jazz. Aber sie finden zugleich einen eigenen Weg, diese erfrischend aufzubrechen. Harmonisch weit geöffnet und mit Klangfarben kreativ spielend, hat „Frank Sackenheim 5“ eine Eigenständigkeit entwickelt, die die Kölner Formation von zahlreichen anderen des modernen Mainstream abhebt.
Gewiss, es gibt die traditionelle Folge der Soli, doch die Instrumentalisten finden sich in diesem Konzert des Jazzinitiative Mainz (jim) dazwischen und überleitend immer wieder zu reizvollen Duo- und Trio-Parts. Mal unisono, dann wieder zweistimmig sich umspielend, fallen die sensiblen Improvisationen von Sackenheim am Tenorsaxophon und Matthias Bergmann am Flügelhorn auf. Die Musiker verstehen sich vorzüglich im eher ruhig-fließenden Spiel, sonor auch balladesk, dann wieder nervös-treibend mit Hardbop-Phrasierungen. Beide bauen weite Spannungsbögen mit klarer Linienführung.
Die Stücke sind weniger auf Melodien als auf flächige Klangfarbenspiele angelegt. Das Quintett schafft assoziationsreiche Stimmungsbilder, die nie Langeweile aufkommen lassen. So kann Tradition neu belebt werden.
Der ergänzende, aber nicht widersprechende Gegenpart sind Florian Ross am Piano, Dietmar Fuhr am Bass und Matthias Kornmaier am Schlagzeug. Percussive Intros mit reizvollen Rhythmen kennzeichnen vor allem die Kompositionen des Pianisten. Ein paar sanft angeschlagene Harmonien auf dem Klavier, flexible Besenarbeit auf den Becken und eine straight gezupfte Basslinie leiten zu den Kollektiven mit rasant hingehämmerten Pianoläufen und pulsierendem Schlagzeug über, in dem die Soli und Duos der Bläser ihren Platz finden. Ross ist ein exzellenter Techniker auf den Tasten. Er spielt mit percussivem Anschlag und Fingerfertigkeit im Hochgeschwindigkeitsspiel – ohne dass er am Musikalität einbüßen würde.
CD-Tip: Frank Sackenheim, The Music Of Chance, Jazz4ever J4E 4753