Fotos und Text: Klaus Mümpfer
Um es vorweg zu nehmen: Die dänische Sängerin Caecilie Norby präsentiert die Songs ihrer neuen CD „Arabesque“ mit einer für ein Trio typischer Intimität und textgerecht anrührend. Ihre ausdrucksstarke Stimme klingt sanft und schwebend durch den Raum, oftmals mit leichten Hall unterlegt, der ihre sakrale und engelsgleiche Wirkung vor allem in den textfreien Höhenlagen unterstreicht. Norbys Gesang durchdringt den Raum der Hinterbühne aber auch ohne Verstärkung, wie die Sängerin in „Woman of Santiago“ beweist. Äußerst sensibel sind ihre Interaktionen mit dem Ehemann Lars Danielsson am Bass und Bugge Wesseltoft am Flügel sowie mit Melodica.
In ihrem Elternhaus mit einer Opersängerin als Mutter und einem klassischen Komponisten als Vater, begegnete Caecilie schon früh der Musik von Impressionisten und Romantikern wie Claude Debussy, Gabriel Fauré, Maurice Ravel und Erik Satie. Die neue CD „Arabesque“ und damit ihre improvisatorische Annäherung an die verehrten Komponisten ist für die Sängerin gleichsam eine Rückkehr in ihre Kindheit. Das Trio übernimmt dabei die melodischen und harmonischen Strukturen der Originale, reduziert sie und versieht die Kompositionen mit fragilen Interpretationen, die die Kernaussagen bewahren. Es mag der nordischen Melancholie zu verdanken sein, dass ihm dies so faszinierend gelingt. Das gilt für Debussys „Clair de lune“ oder „Träne für Billie Blue“ ebenso wie für „Pavane“ von Fauré. In dem einen Song aus einer romantischen Suite beschreibt Norby eine Schmuckschatulle mit verblassten Fotos und vertrockneten Rosen, die an eine unglückliche Liebe erinnern, der zweite ist eine Huldigung der Prinzessin Winarette de Polignac, die ihr Erbe für das Sponsoring von Künstlern wie Ravel, Satie und Strawinski einsetzte.
Die faszinierendste und emotionalste Interpretation dieses Konzertes der Rüsselsheimer Jazzfabrik gelingt der Sängerin mit Leonard Cohens „Hallelujah“, das im Arrangement für das Trio durch dezent eingesetzte Elektronik sowie gestrichenem Kontrabass und einige dissonante Bogenstriche mit nordischer Folklore getränkt wird. Norby verfällt in Passagen in Sprechgesang, jubiliert von Hall getragen in anderen und senkt ihre Stimme im jeweils abschließenden „Hallelujah“ in eine fast erotische Alt-Lage.
Im percussiven „Wholly Earth“ , einem Song der von ihr verehrten AbbeyLincoln, intoniert die Sängerin das afrikanische Ruf-Schema, Bugge Wesseltoft, der viele Stücke dieses Konzertes mit hingetupften Single Notes oder kurzen Notenketten einleitet, schwelgt in hymnischen wirkenden ostinaten Melodiefragmenten und Danielsson klopfte zwischendurch den Korpus seines mächtigen Instruments. Oftmals zupft er den Bass straight, in den Soli bevorzugt er melodische Linien mit reizvollen harmonischen Verzierungen. Und immer wieder schließt er einen Lauf mit dem Anriss der Saiten kurz unter der Schnecke ab.
Der Gassenhauer „Bei mit bist Du schön“ gerät in der Interpretation des Trios mit einleitende kurzen Akkordeinwürfen des Pianisten sowie Single-Note-Stakkati auf dem Bass und einem anschließenden Melodica-Spiel Wesseltofs zu einer funky-Nummer. So werden Klassiker geschmackvoll aufgefrischt. Das Publikum belohnt das Trio mit frenetischem Applaus, wofür ihm zwei Zugaben sicher sind.