KÜNZELSAU-GAISBACH. Eine muntere Damenkapelle und so manche zotige Anekdoten – und dies in der „Akademie Würth“ des kunstsinnigen Schraubenfabrikanten. Doch Robert Kreis und seine Jazz-Sextanten boten auf qualitativ hohem Niveau zwei kurzweilige Lehrstunden über die jazzige Musik der 20er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Im Sommer konnte man dieses erfolgreiche Programm im Varieté vom Stuttgarter Friedrichsbau erleben, innerhalb einer ausgedehnten Tournee machten der singende Holländer und das deutsche Instrumentalsextett weiblichen Geschlechts auch Station im Alma-Würth-Saal von Künzelsau-Gaisbach.
Reine Damenkapellen gab es bereits vor achtzig Jahren, und mittlerweile haben sich – nicht nur im Jazz-Genre – viele Frauen zu virtuosen Instrumentalistinnen emanzipiert. Aus dem Orchester „reichlich weiblich“ kennen sich so die Saxofonistin Ilona Haberkamp und die Posaunistin Gabriele Rosenberg. Weitere Mitglieder des Kreis-Ensembles stammen aus dem Kölner Raum, so die Trompeterin Susanne Riemer, die Kontrabassistin Claudia Lehleitner, die Schlagzeugerin Sonja Nickenig und die Pianistin Heike Beckmann, die die gewitzten und klangmalerisch effektvollen Arrangements lieferte.
Stimmlich variabel zeigte sich Robert Kreis (nicht zu verwechseln mit seinem Musik-Kabarett-Kollegen Georg Kreisler!). Da imitierte er bestens die tragische Blues-Sängerin Billie Holiday und den schnittigen Cab Calloway. Blues, Foxtrott, Rumba, Black Bottom – stets traf Kreis den richtigen Ton sowie das adäquate Timbre und legte zuweilen noch ein kleines Tänzchen ein. Den bekannten „Basin Street Blues“ verdeutschte der Holländer ganz aktuell und klagte über „Euro-Teuro“.
Ansonsten widmete er sich als Sänger und Conferencier auch ausführlich der sprachlich-frivolen deutschen Unterhaltungskunst der Zwischenkriegszeit. Hier agierte er und sein wackeres Sextett viel variantenreicher als „Max Raabe und sein Palastorchester“. Schade nur, dass die Improvisationen bei den gewaltigen Notenbergen der Show zu kurz gerieten.