LUDWIGSBURG. „Meine Hend, die wäsch i mir jetzt nemme!“ erklärte Freude strahlend Rolf Bauer, nachdem er den Trompeter Miles Davis an Ostern 1991 in seinem Studio begrüßt hatte. Am Sonntag, 30. April, feiert der agile Seniorchef nun seinen 80. Geburtstag. Auch im hohen Alter schaut und hört Rolf Bauer immer wieder in der Markgröninger Straße 46, der weltbekannten Adresse für beste Ton-Kunst, vorbei. Und da interessiert ihn nach wie vor, wie die Jugend jazzt oder wie auch etablierte Künstler sich vor den Mikrofonen aufführen. Stets ist Rolf Bauer gut gelaunt und gern zu einem „Schwätzle“ bereit.
Dies genießt auch regelmäßig der Schreiber dieser Zeilen, wenn er in seiner Eigenschaft als Fotograf die „Bauer Studios“ besucht. Da kann man von alten Beziehungen schwärmen: 1962 bereits machte mit mir Rolf Bauer die erste Plattenaufnahme: als 10-jähriger Flügelhornist spielte ich im Ulmer Münster beim Landesposaunentag mit. 1972 erfolgte dann die erste LP-Aufnahme zusammen mit der avantgardistischen Formation „AK Musick“ von der PH Ludwigsburg. Da kosteten die drei Studiostunden auf „Schnürsenkel“ noch 300 Mark, und Rolf Bauer organisierte auch die Pressung der Vinyls…
Vor über einem halben Jahrhundert gründete er, anfänglich im heimischen Wohnzimmer, das Tonstudio Bauer. Der Ende 1948 erteilten gewerblichen Genehmigung „zur Errichtung eines Studios für moderne Schallaufnahmen“ trug Rolf Bauer dabei – ganz im Sinne der jeweils angesagten Technik- jederzeit Rechnung. Bereits 1958 hielt die Stereofonie Einzug in die Regieräume. Damit war man führend in Deutschland und setzte diese Aufnahmetechnik vor allen deutschen Rundfunkanstalten ein. Und Ende der 60er Jahre hatte das Studio mit der Einführung der Mehrspurtechnik die Nase wieder vorn, rühmen sich noch heute die mittlerweile digitalisierten „Bauer Studios“. Technischer Pioniergeist und ein stets offenes Ohr für Innovation waren Bauers Prinzipien und diese Grundsätze zeichnen das Unternehmen auch nach der Übernahme durch Tochter Eva und Schwiegersohn Reiner Oppelland im Jahr 1989 aus.
Den Händedruck von Miles Davis hat Rolf Bauer nicht vergessen. Unauslöschlich in seinen Erinnerungen sind auch andere Stars vieler Musikgenres, denen er zu Diensten war, zum Beispiel Ernst Mosch, Erwin Lehn, Peter Alexander, Udo Jürgens, Reinhard Mey, Keith Jarrett, Lester Bowie, Chick Corea,Paquito d´Rivera, Manfred Krug, Giora Feidman und Yehudi Menuhin. Die Bietigheimer Gruppe „Pur“ wurde gar vom Fernsehen im Ludwigsburger Studio beobachtet.
Das baden-württembergische SWR-Fernsehen sendet am 28. April ab 18.10 Uhr ein kurzes Porträt über Rolf Bauer, die Langfassung wird Mitte Mai ausgestrahlt.
(April 2000)