Auch das Jazzfest Berlin wird in Coronazeiten digitaler und noch kooperativer. Das künstlerische Leitmotiv der Festivalchefin Nadin Deventer sieht den Austausch mit der Jazzszene in New York vor – an zwei Tagen mit einer Standleitung aus dem silent green in Berlin und dem New Yorker Jazzclub Roulette wird das sogar zu einem transatlantisch-musikalischem Echtzeitaustausch. Aber auch deutschlandweit durchdringt das Jazzfest Berlin die Jazzszene durch die Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Radio. Lokale Ensembles treten in sechs deutschen Städten auf – teilweise vor kleinem Publikum – und die Konzerte werden im Radio und per Streaming weltweit abrufbar sein.
Die Verbindung der Jazzszenen in Berlin und New York steht im Zentrum der dritten Festivalausgabe der künstlerischen Leiterin Nadin Deventer. Das Festival präsentiert Live-Konzerte im silent green Berlin, im Roulette in Brooklyn New York und deutschlandweit in acht Rundfunkstudios sowie zahlreiche Auftragsarbeiten, darunter multimediale Projekte und Video-Produktionen. Alle Projekte werden im Radio übertragen und auf ARTE Concert sowie Berliner Festspiele on Demand gestreamt.
Seit der ersten Ausgabe 1964 ist das Jazzfest Berlin Plattform für Musikerinnen und Musiker aus aller Welt. Besonders intensiv war immer die Verbindung zu den Künstlerinnen und Künstlern aus den USA. In diesem Jahr voll gesellschaftlicher Herausforderungen und politischer Umbrüche – sowie kurz nach den US-Präsidentschaftswahlen – baut das Jazzfest Berlin 2020 der Coronakrise zum Trotz auf eben diesen transatlantischen Dialog und stellt die kreativen Zentren New York und Berlin in den Mittelpunkt seiner 57. Ausgabe. Das Festival findet aufgrund der Sanierung des Hauses der Berliner Festspiele erstmalig im silent green statt.
Mit dem silent green in Berlin-Wedding und dem Partnervenue Roulette in Brooklyn-New York, einem renommierten Ort für experimentelle Musik und performative Kunst, findet das Festival in diesem Jahr an zwei Konzerttagen im Wechselspiel auf zwei Kontinenten statt. Jazzfest Berlin – New York verbindet per Streaming-Standleitung das Roulette mit der Betonhalle des silent green, um zwölf hochkarätige Bands in einen Dialog treten zu lassen. In New York spielen – nach Möglichkeit vor Live-Publikum – Anna Webber, Tomas Fujiwara, Lakecia Benjamin, Craig Taborn, Tomeka Reid und Joel Ross mit ihren aktuellen Formationen. In Berlin sind Lina Allemano’s Ohrenschmaus, MEOW!, Y-Otis, das Jim Black Trio sowie zwei Auftragsarbeiten zu erleben: Silke Eberhard widmet sich dem Schaffen des legendären US-Multiinstrumentalisten Henry Threadgill; die Welturaufführung der Live-Präsentation ihrer mehrmonatigen transatlantischen Zusammenarbeit feiern das Berliner Duo TRAINING und der amerikanische Gitarrist John Dieterich (Deerhoof) mit der aus Wien stammenden Video-Künstlerin Işıl Karataş.
Ebenfalls im Zeichen von Berlin – New York steht Jazzfest Berlin Off Stage, ein weiteres Novum des Festivals: Neben den drei Videos des Projekts TRAINING feat. Dieterich/Karataş setzten sich sechs weitere Videoproduktionen künstlerisch mit dem Leben in Zeiten der Corona-Pandemie in Berlin und New York auseinander: drei Video-Statements der amerikanischen Multimedia-Künstlerinnen Camae Aweya (aka Moor Mother), Matana Roberts und Jason Moran zur Lage in den USA und drei audio-visuelle Arbeiten des Berliner KIM Collective u. a. zu Orten, die durch die Corona-bedingten Einschränkungen besonders betroffen waren und sind. Diese neun Videos werden bis zum Festivalstart sukzessive auf Berliner Festspiele on Demand veröffentlicht. Zum Festivalabschluss überführen Mitglieder des KIM Collective ihre Videos zusammen mit weiteren Akteurinnen der Berliner Szene in die Live-Performance De-Isolation.
In Jazzfest Berlin Outer Spaces gehen in drei weiteren Auftragswerken die internationalen Subszenen Berlins und Londons ebenfalls neue interdisziplinäre Konstellationen ein. Sie inszenieren mit raumspezifischen Projekten die Planetarien-ähnliche Architektur der Kuppelhalle des silent green. Die kreativen Köpfe dieser multimedialen Projekte sind – aus Berlin – der schwedische Bassist Joel Grip und das britisch-kolumbianische Duo Witch ’n’ Monk sowie aus London der Pianist Alexander Hawkins, der sich mit dem aus Beirut stammenden Visual-Artist und Rapper Siska zusammentut.
In der Jazzfest Berlin Radio Edition intensiviert das Festival seine Jahrzehnte währende Partnerschaft mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Über das bundesweite Sendegebiet verteilt laden regionale Ensembles, ausgewählt in Zusammenarbeit mit den einzelnen Sendern der ARD und Deutschlandradio, zu neun Studiokonzerten ein. Diese können teilweise von einem kleinen Publikum vor Ort, deutschlandweit im Radio und weltweit online im Videostream verfolgt werden. Die auftretenden Künstlerinnen und Künstler Philipp Schiepek Quartett in München (BR-Klassik), Philip Zoubek Trio in Köln (Deutschlandfunk), Lauer / Lakatos / Glawischnig / Höchstädter in Frankfurt (hr2-kultur), Beyond w/ Bernhardt feat. The Micronaut & Meuroer Mandolinenorchester im silent green Berlin (MDR Kultur), Jean Paul feat. Ken Norris in Hamburg (NDR Kultur), Natalia Mateo in im Studio 14 in Berlin (rbbKultur), Kammerflimmer Kollektief in Freiburg (SWR2), Christof Thewes „Hydropuls“ in Saarbrücken (SR 2 KulturRadio) und Shannon Barnett Quartett in Köln (WDR 3).
Rest Assured. Bodi No Be Fayawood. In einer erstmaligen Zusammenarbeit mit dem Jazzfest Berlin schafft der Weddinger Kunstraum SAVVY Contemporary einen Freiraum für Begegnung, Austausch und Regeneration von Musikerinnen, Künstlerinnen und Theoretikerinnen und Theoretikern. Sie gehören Gemeinschaften an, welche permanent daran erinnert werden, dass sich der bloße Akt des Atmens dauerhaft in einem prekären Zustand befindet.
Insgesamt sind bei den 27 Live-Projekten des Jazzfest Berlin 2020 über 30 Musikerinnen aus den USA und über 40 in Berlin lebende, internationale Musikerinnen zu erleben; außerdem weitere Künstler aus London und über 50 aus den verschiedenen Regionen Deutschlands. Das viertägige Festival findet zum größten Teil live in Berlin, New York und in sechs weiteren Städten Deutschlands statt.
Dank der Medienpartnerschaften mit ARTE Concert, den ARD-Hörfunkanstalten und Deutschlandradio wird das Festival im Radio und per Video-Stream online live übertragen. Im Kick off Jazzfest Berlin – Meet the Artists stellen sich am Donnerstag, 5. November um 19:00 Uhr zahlreiche internationale Protagonistinnen und Protagonisten des diesjährigen Festivals dem Publikum im silent green und der globalen Online-Community vor.
Am 16. Oktober startet der Ticketvorverkauf