Text und Photos: Hans Kumpf
Ein würdiger Landesjazzpreisträger
Mal wieder präsentierten der Haller Jazzclub und das städtische Kulturbüro in der Hospitalkirche den baden-württembergischen Landesjazzpreisträger des Vorjahres. Dieses Mal traf es den Tenorsaxophonisten Alexander „Sandi“ Kuhn.
Alexander oder Axel, Kühn oder Kuhn – in der Stuttgarter Jazzszene herrscht da namentlich ein wahres Wirrwarr. Der am 5. Februar 1981 in Schwäbisch Gmünd geborene Alexander Kuhn nennt sich deswegen unverwechselbar „Sandi“. Zusammen mit dem damals „ausgezeichneten“ Bassisten Axel Kühn gastierte Sandi Kuhn bereits vor vier Jahren in Hall, nun konnte er höchstselbst als frisch gebackener Landesjazzpreisträger des Südweststaats in der gut besuchten Hospitalkirche mit eigenem Quartett auftrumpfen.
In der Funktion des Juryvorsitzenden begründete der emeritierte Jazz-Professor Bernd Konrad (Stuttgart/Konstanz) die Wahl: „Sandi Kuhn ist ein technisch brillanter Saxophonist, der mit harmonisch orientierter, energiegeladener Spielweise und ausgereifter Musikalität überzeugt. Seine Kompositionen sind kleine Meisterwerke, die er für seine eigenen Formationen schreibt. Ihm ist daher der baden-württembergische Jazzpreis des Jahres 2013 zuzusprechen“.
Besondere musikalische Weihen erhielt Kuhn übrigens an der amerikanischen Ostküste, wo er an der berühmten Berklee School in Boston den fulminanten Saxophonisten Joe Lovano als Lehrer genießen durfte. Danach war er immer wieder in New York zugange. In der ersten Konzerthälfte tönte Sandi Kuhn auf seinem Tenor eher wie ein cool-kultivierter Altist, erst nach der Pause kam er so richtig raubeinig und kratzbürstig daher. Kuhns Eigenkompositionen dominierten deutlich – zunächst bedächtige Balladen mit agogischen Rhythmus-Freiheiten, dann Up-Tempo-Nummern samt konstanten Metren. Als zweite Zugabe letztendlich Antonio Carlos Jobims Welthit „The Girl from Ipanema“.
Interaktiv aufmerksam begleitet wurde Sandi Kuhn von Axel Pape, der auf seinem konventionellen Drumset überaus vorsichtig und umsichtig agierte, und von Jens Loh, welcher seinen voluminösen Kontrabass polyphon zupfte, glissandierende Doppelgriffe einsetzte, diesen zuweilen mit dem Bogen obertönig strich oder quasi eine Bach’sche Cello-Partita erklingen ließ. Als Gast wirkte der mittlerweile in News York wohnhafte Syberen van Munster mit. Auf seiner elektrifizierten Akustikgitarre der Marke Guild erinnerte der in Amsterdam geborene Saitenkünstler mit seinem melodiösen „horn line“-Spiel als auch mit arpeggierten Akkorden an die unspektakuläre Noblesse des jüngst verstorbenen Jim Hall (1930-2013).