Nur fünf Monate nach seiner Krebsdiagnose ist der Jazzkenner und -liebhaber Roger Willemsen gestorben. Einem breiten Publikum war Willemsen aus dem Fernsehen bekannt, wo er für das Magazin 0137 und später in „Willemsens Woche“ unzählige Interviews, besser gesagt: Gespräche, führte.
Jazzfreunden war Roger Willemsen wohl bekannt. Er propagierte Jazz voller Enthusiasmus in allen ihm zur Verfügung stehenden Medien, moderierte Jazz-Sendungen, schrieb über Jazz und zum Jazz, hinterließ Spuren an vielen Stellen, wie beispielsweise im Vorwort für das von jazz thing herausgebrachte Fotobuch „American Jazz Heroes“. Er war ein Jazzvermittler, der unermüdlich Menschen für Jazz begeistern konnte, weil er selbst vom Jazz begeistert war.
Vor einigen Jahren erlebte ich ihn in einer Matinee, beim Enjoy Jazz Festival in Heidelberg. Dort stellte er seinen Dokumentarfilm über den Pianisten Michel Petrucciani vor. Damals schrieb ich: „Roger Willemsen ist ein großartiger Erzähler und er lässt in der Einführung zum Film ganz plastisch die Persönlichkeit Petruccianis mit einigen kurzen Anekdoten lebendig werden. … Die Wärme und Begeisterung mit der Willemsen von Petrucciani spricht ziehen sich durch seinen einstündigen Dokumentarfilm und das persönliche Engagement für seinen Freund Michel wirkt an manchen Stellen schon fast ein wenig übertrieben. Es war – wie er betont – sein erster Dokumentarfilm und dessen Stärken sind die kleinen anekdotischen – oft sehr witzigen – Szenen aber vor allem die Gespräche zwischen Petrucciani und Willemsen, die zwischen gepflegten Albernheiten und Michel Petruccianis Angst vor dem Tod pendeln.
…
Wahrscheinlich macht genau die Nähe und Distanzlosigkeit zum Sujet und der Dilettantismus – ganz im Sinne von „Liebhaberei“ – dieses Erstlingswerk zu einem besonders liebenswerten, persönlichen Film, der einem den Menschen Petrucciani in knapp einer Stunde sehr nahe bringt.“
Ergänzen möchte ich: auch den Menschen Roger Willemsen nahe gebracht hat.