Foto: Mümpfer
Äußerlich sind sie recht unterschiedlich und dennoch „Brüder im Geist“: der junge hobby-köchelnde Pianist und Komponist Patrick Bebeblaar und der ältere aus Liebhaberei jazzende Spitzenkoch und Literat Vincent Klink: der Musiker am Piano ein aus der Klangfülle schöpfender Virtuose und Wanderer zwischen den musikalische Welten des Okzident und Orient sowie zwischen Klassik und Jazz, der Koch ein sensibler Autodidakt auf der Basstrompete, dessen ökonomisches Spiel sich so wunderbar und manchmal kontrastierend in die Klangfarbenschöpfungen einfügt. Klink, der mit einem Mangel an Technik gerne kokettiert, macht diesen niveauvollen „Dilletantismus“ mit natürlicher Musikalität und Kreativität wett. So lässt er im Frankfurt Blues sein Instrument in den tiefe Lagen verhauchen oder in „Lieg in der Wiese“ harmonisch schräg aufschreien.
Eine musikalische Lesung steht auf dem Programm. Wortgewaltig reißt der Satiriker Vincent Klink mit, doch ebenso faszinieren die instrumentalen Solo-Stücke Bebelaars, der in einer unbetitelten Improvisation weite Bögen aus ostinaten Melodiefragmenten und Harmonievariationen baut, mit Dynamikstufen Spannung erzeugt und mit hymnischen Stimmungen Zuhörer in Trance zu setzen vermag. Später in Guy Woods „My one and only love“ befreit sich Bebelaar aus dem Balladenthema mit wuchtigen Akkordschichtungen, rasenden Läufen und freiem Spiel. Sperrig und „laid back“ in den Läufen, hingehämmerte Singe-Notes wie Ausrufezeichen. Ausgiebig schwelgt Bebelaar in der Melodik seiner Tango-Komposition, lässt die Rhythmen akzentuiert tanz, während Klink sein Bass-Instrument kontrastierend geschmeidig bläst.
Gemeinsam präsentieren Klink und Bebelaar im „Frankfurter Hof“ „ein wenig Kultur in leichter Form“. Neben der Schilderung seines kulinarische Werdeganges nimmt Vincent Klink sarkastisch die journalistische Weinromantiker-Clique aufs Korn. Passend dazu intoniert das Duo Henri Mancini´s „The days of wine and roses“, das sich aus einer leichten Begleitung des Pianos während der letzten Sätze entwickelt, in ein zunächst beseeltes, dann kraftvolles Solo Klinks auf der Basstrompete überleitet, um swingend mit Tempowechseln und Dynamiksprüngen im Duo angerundet zu werden. Mit groovendem Blues unterstreicht Bebelaar Klinks Schilderung der Fast-Food-Orgie im Frankfurter Flughafen.
Amüsiert quittiert das Publikum die bissigen und mit Selbstironie gewürzten Erinnerungen des Meisterkochs an seine Jugend- und Leidenszeit in Münchens Nobelrestaurants sowie später unter dem strengen Reglement seines Vaters am heimischen Herd. Liebevoll fast sind seine Erinnerungen an die Zeit im katholischen Internat und an ein Asyl in einem Weingut im pfälzischen Maikammer, bissig kommentiert Klink einen Besuch auf dem Oktoberfest mit vier afrikanischen Küchenhelfern. Mit Verständnis reagiert das Publikum auf die Erzählung vom ersten Urlaub des Ehepaares Klink in Südfrankreich, wo Vincent und Elisabeth vom rechten schwäbischen Weg abkommend, dem Genuss der französischen Küche erlagen. Tänzerisch und mit melodischer Schlichtheit eines Volksliedes komponiert Klink sein „Lieg in der Wiese“. Im Sprechgesang widmet er sich der Vorgeschichte seiner Ehe, deren 35. Jahrestag er fern der Gattin bei einem Konzert in Aachen beging – wie er dem Mainzer Publikum gesteht. Bebelaar reißt in der Begleitung die Saiten bedämpft im Innern des Flügels an, Klink wechselt zwischendurch von sonor-sanftem und geschmeidigem Trompetenklang zu wuchtigen Stößen, um schließlich auf Thema zurückzukommen. Eigenwillig interpretieren die beiden Künstler „Orfeo Negro“, reizvoll rau in der Zugabe den von Klink angekündigten „einen kleinen Walzer“: die Miles-Davis-Komposition „All Blues“ mit den Parts im Dreiviertel- und Sechs-Achtel-Takt.