Lemke-Nendza-Hillmann – Tria Lingvo


Jazz Sick 5035 JS

„Tria Lingvo“ bedeutet im Esperanto „dritte Sprache“. Der Titel der neuen CD des Trios mit Johannes Lemke an Saxofonen und Klarinette, Andre Nendza an Dopelbass und Glockenspiel sowie Christoph Hillmann an Drums, der tönernen Udu und dem Daumenklavier Kalimba trifft insofern, als die Musiker ohne Harmonieinstrument auf der Suche nach einer eigenständigen Ausdrucksweise sind und auch gefunden haben. Im Trio entstehen dichte und sensible Interaktionen sowie ein ungewohntes Klangfarbenspiel. Dennoch sind die Kompositionen eingängig und klingen durchaus vertraut. 

Das Trio suche stets neue Inspirationen durch die Einbindung von Gästen, heißt im Promotiontext. In diesem Fall sind es der Geiger Zoltan Lantos und der Posaunist Mark Bassey. In der Verbindung von modernem Jazz und ethnischer Folklore neigt sich bei Bassey die Waage eher zur Jazz-Seite, bei Lantos dagegen zur Folklore. Ansprechende Beispiele sind zum einen „Mr Funny Head“ in dem sich Lemkes Saxofon und die Posaune dialogisieren oder einander umspielen und zum anderen „The Evergreenery“ und „Cancionita“, in dem Lantos virtuos mit gezupfter und gestrichener Violine für ethnische Klänge und Stimmungen sorgt. Nahezu zirzensisch wirkt in Passagen das Duo-Spiel von Bassey und Lemke. 

Beide Gäste erweisen sich als beseelte Gleichgesinnte und runden den Sound des Trios ab, in dem Lemke für prägende Klangfarben und Hillmann für den stets führenden rhythmischen Puls stehen. In „Promenade à trois“ sowie „News from Wolverhampton“ und vor allem in Cancionita“ (mein Favorit auf dieser CD) zupft Nendza in reizvollen Bass-Soli harmonisch ausgefeilte Linien. Man muss sich in die Musik einhören, um die Raffinesse und Feinheiten hinter der im ersten Eindruck erweckten Gleichförmigkeit zu erfahren und zu genießen.

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