Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Die Musiker auf der Bühne der Musikhochschule Mainz bedienen drei Keyboards, eine Hammond B3 und ein Fender Rhodes. Sie prägen den Sound des Klavierforums „Electric Piano“, deren Rhythmus von Jan-Nicolai Schmidt am Bass und Christoph Hoffmann unterstützt wird. Damit die Hancock-Komposition „Chameleon“ mit so viel Elektronik und Elektrik in geordneten Bahnen abläuft, dirigiert Professor Sebastian Sternal die Einsätze der einzelnen Tasteninstrumente und Tutti der „Surprise Band“ bis zum wirbelnden Crescendo im Finale.
In den Duos der sich abwechselnden Rhodes und Hammond, erkennen die Zuhörer im überfüllten „Roten Saal“ die typischen Sound-Unterschiede der beiden elektro-mechanischen Instrumente: Der glockenklare Klang des Fender-Rhodes kontrastiert reizvoll zu dem erdigen Soundteppich der Hammond, der von der Leslie-Box und ihren Rotoren in den Saal gesendet wird.
Die neun Bands aus Musikern der Klavierklasse Sternals belegen an diesem Abend nicht nur technisches Können, sondern auch musikalische Reife, sensibles Zusammenspiel und Kreativität bei den eigenen Kompositionen.
Till Vogelsang verfremdet im getragenen „I like it““ seinen durch den elektronischen Vocoder geschleusten Vokalpart zum SiFi-Sound, den der Keyboard-Bass von Veronika Frisch verstärkt. Sein zweiter Pianist Winfried Rimbach-Sator liebt die elektronische Musik, in der jeder Klang moduliert wird. Der Keyboarder setzt den stupenden Rhythmus mit dem Drumcomputer, dem sich die beiden Lead-Synthesizer und Schlagzeuger Hoffmann anpassen müssen. “Gwendas Apple“, eine Up-Tempo-Komposition des Pianisten Jan-Felix May am Fender Rhodes besticht mit wechselnden ungeraden Rhythmen und Ostinati auf dem fünfsaitigen Bass von Valentin Kolar.
Eddie Harris, amerikanischer Virtuose auf Keyboards und Hammond, hat als erster auch ein elektrisch verstärktes Saxophon gespielt. Das Trio von Lukas Moriz mit dem Pianisten an der Hammond B3 interpretiert die Harris-Komposition in einem Arrangement des Bassisten Ralph Cetto mitreißend funky. Flächige Klangmalerei bevorzugt Lukas Ruschnitzka in seinem Arrangement von Coreas „500 miles high“. Solche Klangteppiche erreicht er mit zwei Keyboards, während Hoffmann mit einem Drum-Solo den akustischen Kontrast setzt. Nicolas Hering arrangiert Hancocks „Butterfly“ mit Saxophonistin Kerstin Haberecht und Posaunist Moritz Wesp an der Front.
Sternal selbst dirigiert beim Hancock-Hit „Watermelon Man“ vom Rhodes aus das Quartett mit der Altsaxophonistin Haberecht, der Bassistin Frisch und dem Schlagzeuger Hoffmann.
Das Klavierforum zeigt die stilistische Vielseitigkeit des Studiums an der Musikhochschule Mainz, das neben den technischen Fertigkeiten und kompositorischer Kreativität weit offen für Experimente ist. Das Programm des Konzerts haben die Studenten in Workshops erarbeitet, die die Musikhochschule ohne externe Kräfte mit eigenen Professoren und Dozenten beschickte.