„Jazzteam“ bei der Jazz-Initiative Mainz, 19. Mai 2007

Grover Washington jr. hatte in den 70er Jahren mit seiner Disco-Soul-Fusion sowie Alben wie „Soul Box“ und „Feel so good“ den Jazz zur Pop-Musik hin geöffnet. Seinen geschmeidigen und beseelten Ton trifft auch der junge Saxophonist Frank Spaniol auf dem Tenor- und dem Baritonsaxophon , der in „Red Baron“ die Intensitätslinien von sanft bis expressiv durchwandert oder in „The Player“ fast unhörbar ins Horn haucht. Er beherrscht den sonoren Balladenton ebenso wie expressive Bebop-Riffs. Soundprägend beim Konzert des Mainz-Berliner Quintetts „Jazzteam“ sind in weiten Teilen auch die mal perlenden, mal verhalten retardierenden Pianoläufe von Ulf Kleiner auf dem Fender-Rhodes und die schwebenden Klangflächen auf dem Moog-Synthesizer.

So beginnt das „Jazzteam“ beim Konzert der Jazz-Initiative Mainz (jim) im Haus der Jugend mit sphärischen Sounds, einer Sprachcollage, stupenden Beats auf E-Bass und Gitarre und dem sonoren Baritonsaxophon über den groovenden Rhythmen auf dem Schlagzeug. Billy Cobhams Komposition „Red Baron“ lässt den Bandmitgliedern viel Freiheit für ein souliges Solo auf dem Tenorsaxophon, die von filigran bis gleißend reichenden Gitarrenläufe von Martin Berger über der groovenden Band-Basis, einem kurzen Unisono-Part von Piano und Saxophon bis hin zu den erdig-knallenden Akkordreihen von Hanns Höhn auf dem E-Bass.

Geführt wird die Truppe in den langsamen Stücken wie „The Player“ bis hin zu den kochenden und komplexen Arrangements wie der Crusader-Komposition „Keep the same old feeling“ von David Meisenzahl mit timesicheren Schlagzeugspiel. In „You don´t know what love is“ greift Spaniol zur Querflöte, in der Höhn-Komposition „Mr. Cool“ lässt der Saxophonist nach einer trockenen Bass-Intro, den schwebenden Klängen des Rhodes und zarten Gitarrenlinien sein Tenorsaxophon „singen“. Um auf Grover Washington und den 70er-Jahre-Sound mit Disco-Soul, Funk und Groove zurückzukommen, schließt „Jazzteam“ vor den Zugaben das Konzert mit einer ungenannten schnellen Washington-Komposition und dessen „Mr. Magic“.

„Red Light Soul“ ist der stimmige Titel der neuen CD – auf der allerdings Daniel Stelter die Gitarre spielt – zu dem Konzert, in dem die zahlreichen, begeisterten Zuhörer das Quintett frenetisch feierten. Kein Wunder, denn diese Grooves gehen in die Beine, die Klangfarben von Rhodes und Moog sowie der Saxophone wirken emotional, die Spielfreude der Musiker lässt den Funken schnell auf das Publikum überspringen. Hier verschmelzen vorzügliche Solisten zu einem eigenständigen Gruppensound. 

CD-Tipp: „Jazzteam“: Red Light Soul, Klangraum KRR-033 (aufgenommen in der Sommerresidenz der Gruppe in Miami-Gonsenheim und David Meisenzahls Partykeller). Mit Vocal-Einlagen sind Nicole Sherma und Katharina Debus zu hören.

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