Alle Photos auf dieser Seite: Hans Kumpf
Dass in der Haller Hospitalkirche kontinuierlich die baden-württembergischen Landesjazzpreisträger präsentiert werden, gehört inzwischen zur lieben Tradition. Überraschend stark zeigte sich der Publikumszustrom beim Konzert von Gee Hye Lee.
Als Opener und als Zugabe jeweils eine bedächtige Pop-Ballade: Stevie Wonders „My Cherie Amour“ und die von Mark Murphy interpretierte Latin-Nummer „The Island“. Auch die 1977 in Seoul geborene Pianistin Gee Hye Lee bedient sich mitunter internationaler Hits, um jüngere Rezipienten und eine größere Zuhörerschar anzusprechen. Selbst der (damalige) Avantgardist Wolfgang Dauner verarbeitete ja schon in den 1960er Jahren tagesaktuelle Beatles-Stücke.
Universell agiert die jetzt 35-Jährige fürwahr. Als Kleinkind fing Gee Hye Lee mit klassischem Klavier an und erlernte das Jazz-Piano eigentlich erst an der Stuttgarter Musikhochschule bei Paul Schwarz (welcher übrigens auch Olivia Trummer unterrichtete). In der Landeshauptstadt wurde die Koreanerin alsbald zu einer Katalysationsfigur für die schwäbische Szene der modern swingenden Art. 2012 wurde dieses Talent mit Baden-Württembergs Jazzpreis samt 15 000 Euro gewürdigt.
Kunststaatssekretär Jürgen Walter, der am 23. März 2013 ganz offiziell nach Hall zum Jazz-Art-Festival kommen wird, lobte sie in einer Presseerklärung mit den Worten „Gee Hye Lee ist als baden-württembergische Jazzmusikerin eine virtuose Pianistin mit eindrucksvollem Repertoire.“
Den Steinway-Flügel in der Hospitalkirche behandelte Gee Hye Lee relativ konventionell – schön auf den Tasten verbleibend bei den Improvisationen viele einstimmige „horn lines“ der rechten Hand, seltener pralle Akkorde. Ein Volkslied aus ihrer asiatischen Heimat versah die Südkoreanerin mit typischen Jazz-Harmonien und ließ auch hier filigrane Fleißarbeit erkennen.
Ihre Eigenkomposition „Leuchtturm“ besteht aus einem aufstrebenden Viertonmotiv, das behutsam wiederholt und variiert wird. Statt dem angekündigten Jens Loh stand am voluminösen Kontrabass nun Markus Bodenseh, der gerade neun Tage zuvor im Trio des Schlagzeugers Hans Fickelscher auf der nahen Comburg spielte. Dem eigentlichen Tieftöner entlockte Bodenseh gerne wuselige Klänge im hohen Register, fast an Flageoletts grenzend. Und auch Drummer Sebastian Merk trug mit nuancierten Sounds anstatt etwaigem Rhythmus-Gepolter zum guten Gelingen des vom örtlichen Jazzclub und vom städtischen Kulturbüro gemeinsam veranstalteten Konzertabends bei. Intensive Interaktionen bei gediegener Lautstärke bestimmten dieses Gastspiel allemal.