Im Vorfeld des 16. Darmstädter Jazzforums „Positionen: Jazz und Politik“ (ab 3. Oktober 2019) finden als eine Art von Preopening am 19. und 20. September zwei Veranstaltungen statt, die einen Blick aus erster Hand auf die Entwicklung des Jazz in Deutschland werfen.
Am Donnerstag, den 19.9. wird im Programmkino Rex (Grafenstraße 20 Heliapassage, Darmstadt, Eintritt frei, Vorreservierung empfohlen) im Rahmen eines Previews der Film „Brüder Kühn. Zwei Musiker spielen sich frei“ gezeigt.
„Für den Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der für seine politischen Dokumentationen mehrfach preisgekrönt wurde, ist „Brüder Kühn – zwei Musiker spielen sich frei“ die erste Produktion, in der er sich mit seiner Leidenschaft beschäftigt: dem Jazz und den Menschen, die sich dieser Musik verschrieben haben. Mit Rolf und Joachim Kühn porträtiert er zwei Jazz-Musiker von Weltrang.
Rolf Kühn arbeitete mit Giganten des Jazz, darunter Benny Goodman und Count Basie. Sein Markenzeichen bis heute: schier unendliche Neugier und Experimentierlust. Sein jüngerer Bruder Joachim steht ihm in dieser Hinsicht als Klaviervirtuose von Weltruf in nichts nach. Legendär sein Trio mit Daniel Humair und Jean-Francois Jenny-Clark oder sein Duo mit Free Jazz-Ikone Ornette Coleman.
Der Film ist zugleich eine Zeitreise durch die deutsche Nachkriegsgeschichte aus Sicht der beiden Musiker. Er schildert ihre Kindheit in der Artistenfamilie Kühn, erzählt von den Kriegswirren, Joachims Flucht aus der DDR, verfolgt ihre unterschiedlichen Karrieren in den USA und Europa und beobachtet die liebevolle Beziehung zweier Brüder, die ihre menschliche und musikalische Freiheit ausleben.“
Der Film wird am 21. September auch im TV bei 3Sat gesendet – in Darmstadt wird der bald 90-jährige Kühn allerdings mit im Kino sein!
Konzert mit Rolf Kühn und Sebastian Sternal
Am darauf folgenden Freitag, 20. September, ist Rolf Kühn gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Sternal im Jazzinstituts Darmstadt zu hören, in der Reihe JazzTalk.
„Am 29. September 2019 wird Rolf Kühn 90 Jahre alt. Am 27. September erscheint beim Label MPS eine exklusive Box mit sieben LPs mit dem vielversprechenden Titel „The Best Is Yet To Come“.
In seiner Karriere, die Mitte der 1940er Jahre in Leipzig begann, hat er fast alle Stilrichtungen des Jazz ausprobiert, in Swing-Bigbands gespielt, sich vom Bebop beeinflussen lassen, im Bereich der freien Improvisation experimentiert und auch die Fusion nicht ausgelassen. Er lebte in den 1950er Jahren in New York, spielte mit den Größen des amerikanischen Jazz, allen voran Benny Goodman, der sonst kaum einen Klarinettisten neben sich duldete. Der Blick zurück ist aber zumindest musikalisch nicht die Sache Rolf Kühns, der am liebesten mit seinem Bruder Joachim oder mit jungen Musiker*innen zusammenspielt, wie heute Abend, mit dem ebenfalls zwei Generationen jüngeren Ausnahme-Pianisten Sebastian Sternal.“
Neues Buch von Wolfram Knauer
Rolf Kühn als gelebte deutsche Jazzgeschichte, das passt gut zu einem „Book-Release-Konzert“. Wolfram Knauers, Leiter des Jazzinstituts, bringt dieser Tage sein neues Buch “Play yourself, man! Die Geschichte des Jazz in Deutschland“ beim Reclam-Verlag heraus.
Im Gesprächsteil des JazzTalks wird es allerdings vor allem um Rolf Kühn gehen, um seine Begegnungen mit Jazzlegenden und um seine Sicht auf den Jazz heute.