Lee Konitz und Florian Weber im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim, Freitag, 6. November 2015, 20 Uhr
Vor einem Jahr startete die Reihe „Jazz im Schloss“ in Bad Mergentheim mit einem fulminanten Solo-Konzert des Pianisten Michael Wollny. Nun geht es in die zweite Runde: Am Freitag, 6. November, wird der Saxophonist Lee Konitz zusammen mit dem Pianisten Florian Weber im Roten Saal des Mergentheimer Deutschordensmuseums zu Gast sein.
Von einer Legende zu sprechen, ist im Fall des Alt-Saxophonisten Lee Konitz fast ein wenig untertrieben: Bereits Ende der 40er Jahre hat er auf wegweisenden Alben seinen eigenen Ton entwickelt. Er war Teil von Miles Davis‘ Nonett, das 1949/50 die Meilenstein-Platte „Birth of the Cool“ einspielte, die bekanntlich einer neuen Richtung ihren Namen gab. 1949 erschien sein genredefinierendes Album „Subconcious-Lee“. Konitz prägte als Leader und als Teil von Lennie Tristanos Band den Cool Jazz der 50er Jahre; er verkörperte den filigran-coolen Gegenentwurf zu Charlie Parkers Bebop. Um die 140 Alben hat er als Bandleader eingespielt; unzählbar sind die Platten, bei denen er beteiligt war. Der Musikkritiker Ulrich Kriest schreibt über Konitz: „Wo Sun Ra Richtung ‚Outer Space‘ aufbrach, erkundete Konitz den ‚Inner Space‘ des Improvisators, spielte frei, aber ohne dabei den revolutionären Bilderstürmer zu geben.“ Dennoch übte der 1927 in Chicago geborene Konitz mit seiner oft gelobten melodischen Fantasie auch größten Einfluss auf die Avantgardisten der 60er Jahre aus. „In der motivischen Arbeit des Altsaxophonisten Lee Konitz“, heißt es in Martin Kunzlers Jazz-Lexikon, „erreicht die Kunst der Solo-Improvisation einen ästhetischen und inhaltlichen Höhepunkt.“ Dass Konitz bis ins hohe Alter prägend ist, hat gewiss mit seiner Neugier und Offenheit zu tun. Immer wieder arbeitet er mit jungen Musikern zusammen. Der vielfach ausgezeichnete Pianist Florian Weber – Jahrgang 1977 – gehört zu dieser jungen Garde, die Lee Konitz nicht nur unterrichtet hat, sondern mit der er regelmäßig auf der Bühne steht. Mit Webers Trio Minsarah hat er die gefeierte CD „Deep Lee“ (2007) eingespielt. Und nun lässt er sich mit Florian Weber auf das Experiment eines Duo-Konzerts ein – eine intensive Zwiesprache zweier Ausnahmekönner. Noch einmal Ulrich Kriest: „Das Duo Konitz/Weber präsentiert die Essenz dessen, worum es im Jazz seit 1950 geht.“