„Echoes of Swing“ – eigenständig und komödiantisch, 5. März 2010

Die Musik des Quartetts „Echoes of Swing“ ist in der Tat ein Echo des Swing. Längst haben sich die Musiker von den Fesseln des Reproduzierens der Klassiker aus den 30er und 40er Jahren des vergangen Jahrhunderts gelöst und mit eigenwilligen Arrangements ihren eigenständigen Ausdruck gefunden. Gefördert wird die besondere Klangfarbe des Quartetts mit dem Altsaxophonisten Chris Hopkins, Trompeter Colin Dawson, Pianisten Bernd Lhotzky und Schlagzeuger Oliver Mewes durch die Besetzung ohne Bass. Das fordert Mewes mit seiner Bassdrum, besonders aber Lhotzky, einen Meister des Stride-Piano-Stils, bei dem die linke Hand ständig zwischen Basston und Akkord wechselt. Ganz abgesehen, dass dadurch ein besonderer Groove entsteht, ersetzt der Pianist mit der Linken den fehlenden Bass. 

Mit ihren originellen Bearbeitungen vor allem selten gehörter Kompositionen aus der Jazzhistorie kreieren die Vier einen feinsinnigen, leichtfüßigen und ungeheuer swingenden Jazz, der auch in der dynamischen Ausgewogenheit der Instrumente besticht. Für einen Schlagzeuger ist es schwer, so zu trommeln, dass die Bläser voll zur Geltung kommen und für die Drei ist es eine Herausforderung, das Piano gleichberechtigt in den Gruppensound zu integrieren. „Echoes of Swing“ ist dies vorbildlich gelungen und fasziniert deshalb als Klangkörper aus einem Guss.  


Chris Hopkins

Besucher des Konzerts des Jazzclubs Rheinhessen assoziieren beim Betreten der 1904 erbauten Sängerhalle im rheinhessischen Saulheim mit sener Konzertmuschel-Bühne und der dunklen Holzdecke eher einen Komödienstadl als eine Jazzveranstaltung. Doch wer die humorige Moderation von Chris Hopkins erlebt, spürt, wie dieser selbst sagt, dass „ wir hierher passen“. Neben der Konzentration auf das Musikalische auch Komödiantisches zu bieten, erfordert Souveränität, die die Musiker von „Echoes of Swing“ beherrschen. „Unser Anliegen ist es, gute Musik zu spielen und Spaß dabei zu haben“ sagt Hopkins.

Das überträgt sich beim Konzert in Saulheim auch auf die begeisterten Zuhörer, die gleich zwei Zugaben erzwingen. Chris Hopkins legt das Altsaxophon zur Seite, leitet am Piano „Ain´t Misbehavin“ solo ein, improvisiert anschließend mit Bernd Lhotzky vierhändig (Wie auf der CD „Tandem“). Mewes legt eine rhythmische Basis und schließlich steigert das Quartett, wieder mit Hopkins am Altsaxophon, Tempo und Dynamik. In „Delirium“ aus dem Jahr 1927 trommelt Mewes im „hot simple style“ auf Holz und Becken, im Duo „Flamingo“ lässt Hopkins zur verspielten Piano-Begleitung sein Saxophon mit Vibrato „singen“. In vielen Stücken prägen die unisono- und zweistimmigen Interaktionen von Saxophon und Trompete die Klangfarbe des Quartetts – vom Maschinensound in „Message from Mars“ bis zum Wüstenklang in „Tunesian Trail“.

Seine klassische Ausbildung outet Lhotzky in einer verjazzten Version von Chopins „Butterfly-Etude“ sowie solo mit einem „Chopin Walzer“, in der er das Piano-Spiel von Rag bis Stride einbettet. Dawson rührt die Zuschauer mit sanftem Gesang, bevorzugt arrangementgerecht das gedämpfte und gestopfte Trompetenspiel, belegt aber auch in „Diga, diga doo“, dass er kraftvoll und gleißend oder im „Royal Garden Blues“ in die High-Notes steigen kann. „Echoes of Swing“ erweckten in Saulheim das Harlem der 30er und 40er Jahren zu neuem Leben, wofür ihnen das Publikum mit anhaltendem Applaus dankte.

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