Benefizkonzert der IKS Big Band mit der Sängerin Kristina Blaha in Rüsselsheim, 11. Oktober 2014

IKS Bigband / Blaha Foto: Mümpfer

Scat-Gesang vor orchestraler Klangkulisse

„Alles, was ich tat, war `How high the moon` singen“, beschrieb Ellla Fitzgerald einmal ihren persönlichen Weg zum Scatten.  Bei einem Benefizkonzert im Rüsselsheimer Theater sang und scattet Kristina Blaha vor der klanggewaltigen Kulisse der IKS-Big Band vielleicht nicht so stimmakrobatisch wie einst ihr Vorbild Fitzgerald beim Song aus der Broadway-Revue „Two for the show“, aber ebenso engagiert und musikalisch inspiriert.

Blaha, die gut 20 Jahre lang Leadsängerin der IKS Big Band war, gesteht nach mehrjähriger Abwesenheit, es sei ihr bei den beiden Proben für das Konzert vorgekommen, als „wäre ich nie weggewesen“. In der Tat harmoniert die Sängerin, die es inzwischen beruflich nach Hamburg verschlagen hat, ohne Brüche und Missverständnisse mit der Big Band aus Rüsselsheim unter der Leitung von Horst Aussenhof, dem Träger des diesjährigen Hessischen Jazzpreises.

„Big Swing is back in Town“ steht als Leitfaden über dem Konzert zugunsten junger Obdachloser im Kreis Groß-Gerau. Mit Bigband-Swing etwas Gutes zu tun und die Arbeit des diakonischen Werkes zu unterstützen, ist für die Sängerin und das Orchester Anlass einer erneuten Zusammenarbeit. So genießen an diesem langen Abend die Freunde der IKS und der Sängerin im gefüllten Theater klassische Kompositionen von Duke Ellington, Count Basie und Benny Goodman. Daneben darf Garrelt Sieben,  Posaunist der IKS, als Überraschungs-Einlage mit der Big Band zwei Stücke aus seiner Feder vorstellen: „Sweet Funky Music“, ein Titel der für sich spricht,  und „Dear Jackman“. Die Big Band verfügt über hervorragende Solisten wie den High-Notes-Trompeter Stefan „Chuck“ Krapf, den sensiblen und zugleich explosiven Baritonsaxophonisten Bernhard Hain, den ziselierenden Gitarristen Carsten Schneider oder den jungen eruptivenTenorsaxophonisten Fabian Dudek. In „Ordinary Miracles“ beginnt Blaha schmeichelnd und sanft bevor sie sich mit der Big Band zu durchdringender Power steigert.

Kristina Blaha ist keine Blues- und Gospel-Shouterin. Mit ihrer klaren und tragenden Stimme orientiert sie sich vielmehr an Ella Fitzgerald, Anita O´Day und Barbra Streisand. Wie O´Day verzichtet die Künstlerin weitgehend auf Vibrato und fügt dem Swing Elemente des Cool-Jazz bei, wie Barbra Streisand kostet sie Balladen mit etwas dramatischem Gesangs-Stil aus. Die ehemalige Leadsängerin der IKS und Gast an diesem Abend fasziniert das Publikum mit einem gefühlvollen „Somewhere over the rainbow“ ebenso wie mit ihrer Version des Kurt-Weill-Hits „Mack the knife“, bei der sie im Verlauf des Songs die einzelnen Sections und die Rhythmusgruppe des Orchesters vorstellt. Bei „Georgia on my mind“ steigt ihr Mezzosopran in die etwas dunkler timbrierte  Alt-Lage, passend zum sonoren Baritonsaxophon. Einer der Glanzpunkte des abwechslungsreichen Programms ist Blahas Auftritt mit „Glow Worm/Opus One“ und dem männlichen Gesangs-Trio Johannes Barthel, Frank Ebert und Pavel Moskowoi – der auch als Solo-Klarinettist in Goodmans „All the Cats Joint in“ brilliert.  

Die IKS ist eine Big Band in der klassischen Besetzung mit je vier Trompeten und Posaunen sowie fünf Saxophonen neben der Rhythmusgruppe. Das hat angesichts der vielen jungen Talente die Konsequenz, dass Instrumentalisten in den Bläsersätzen während des Konzerts ausgetauscht werden müssen. Die Präzision der Einsätze und der komplexe Klangkörper leiden glücklicherweise keineswegs darunter. Ob nun die einleitende Swing-Komposition „C-Jam Blues“ oder die blues-poppige „Route 66“ mit dem ausdrucksstarken Gesang Blahas, Aussenhof hat die Band sicher im Griff. Ihre Erkennungsmelodie „One O´Clock Jump“ von Count Basie belegt, dass der Swing für die IKS Big Band zum Grundnahrungsmittel geworden ist.

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