„Backstage“ in Mainz mit Klaus Doldinger und Jürgen Hardeck, 5. Juni 2015

Photo: Mümpfer

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer 

Die Zusammenarbeit mit der Staatsphilharmonie Ludwigshafen und der Norddeutschen Philharmonie haben Klaus Doldinger nachhaltig inspiriert. „Vielleicht werde ich das Concertino modernisieren“, überlegt er im Backstage-Gespräche mit Jürgen Hardeck, dem Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Kultursommers. Sein „Symphonic Project“ habe ihm schließlich nicht nur ungeheuren Spaß bereitet, es war auch eine Offenbarung bei der Entdeckung um Bewältigung eines völlig anderen Klangkörpers als dem von Jazzbands, einschließlich seiner Formation Passport – die er in das klassische Orchester integrierte.

Neugier und Offenheit haben das gesamte musikalische  Leben des Musikers und Komponisten Klaus Doldinger geprägt. Ob dies nun für seine inzwischen legendäre Formation „Passport“ gilt, für die Zusammenarbeit mit Sinfonieorchestern oder für die Einflüsse von Folklore aus aller Welt, weiß der Künstler, der in seiner Karriere mehr als 400 Werbespots, Kinderlieder und Filmmusiken geschrieben hat, selbst noch nicht. „Ich bin stets meinen eigenen Weg gegangen“, sagt er bescheiden, aber selbstbewusst. „Spaß hat immer im Vordergrund gestanden, nie war Stress im Spiel, die Arbeit blieb relaxed.“

Beim musikalischen Gespräch der Reihe „Backstage“ lauscht Klaus Doldinger aufmerksam einer Band aus Studierenden der Musikhochschule Mainz, die sich intensiv mit seiner Musik befassten und an diesem Abend drei Kompositionen des Gastes in Arrangements ihres Dirigenten Pavel Klimashevsky interpretieren. Die Stücke  begleitet Doldinger mit kraftvollem Ton auf dem Tenorsaxophon oder mit fließenden, cantablen Linien auf dem Sopransaxophon. „Es ist toll zu hören, was alles aus meiner Musik gemacht werden kann“, lobt der Künstler. Bei Kompositionen aus der Fernsehreihe „Liebling Kreuzberg“  der „Tatort“-Melodie oder „Marock“ folgt er aufmerksam der Musik, leitet zunächst mit einem Solo zum Arrangement des „Lieblings“ über und wartet dann auf die Zeichen des Dirigenten zum Einsatz.

Wie er zur Tatort-Melodie kam, will Hardeck wissen. „Ich bin als Komponist ein Autodidakt“, gesteht Doldinger. Das Motiv fiel mir zufällig ein.“ Und Doldinger ergänzt: „Man forderte mich auf: Mach mal! Und es wurde ´was.“  

Klaus Doldinger ist ein charmanter und unterhaltsamer Erzähler. Er plaudert aus der Jugendzeit, von seiner erste Begegnung mit dem Jazz und davon, dass er bis zur Ehe im Jahr 1960 in der Dienstwohnung seines Vaters, eines Oberpostdirektors, lebte. Doldinger schildert seine Begegnungen mit dem „von Natur aus unfreundlichen Miles Davis“ und der „merkwürdigen Art des Pianisten Thelonious Monk“. Er erinnert sich an frühere Auftritte in dem vom Krieg heimgesuchten Syrien – „damals waren die Zeiten ganz anders, für dir heutigen Geschehnissen habe ich weder Verständnis noch kann ich sie gut heißen“. Er berichtet von den zahlreichen Tourneen rund um den Globus. „Ich habe alle Elemente aus der Musik fremder Völker aufgesogen und  kann die Erfahrungen nicht in Worten fassen“, sagt er, während Hardeck lediglich mit wenigen Fragen den Erzählstrom Doldingers lenken muss.

Der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Kultursommers hatte vor Jahren mit der Einbeziehung der Staatsphilharmonie den Anstoß für das „Symphonic Project“ Doldingers gegeben. Die Fortführung der Arbeit mit „diesem ganz anderen Klangkörper“ und einer Jazzband könnte Doldinger auch künftig reizen. „Zum Glück gibt es Kulturinstitute, die die Finanzprobleme mit solchen Projekten bewältigen können.“ Vielleicht ergibt sich nächstes Jahr zum 80. Geburtstag Doldingers eine Gelegenheit.

Auch die Reihe „Backstage“ soll nach Hardecks Worten fortgeführt werden. Er hatte sie vor Jahren gemeinsam mit Konrad Georgi initiiert. Einer der prominenten Gäste war damals der Impressario Fritz Rau.

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