Marshall Cooper Brassband in Nieder-Olm, 6. März 2015

Marshall Cooper - Foto: Mümpfer

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer 

Ihr Debutalbum „Backseat Lover“ nennt die Mainzer Band „Marshall Cooper“ mit einem gehörigen Schuss Selbstironie „a record full of inglorious nasty brass“. Diese pointiert witzige Selbsteinschätzung als „unrühmlich schlimme Blechbläser“ wird besonders deutlich bei „Last Ride“ gegen Ende des Konzertes im Nieder-Olmer Eventlocation „Gleis 3“. Beim Kollektiv mit den hymnischen und schrägen Harmonien der 2015er Neufassung des Hits aus der Anfangszeit der Band im Jahr 2012 setzten die Musiker richig auf die „falschen“ Akkorde. Schon der Bandname deutet darauf hin, dass die Mannen um den Trompeter und Blues-Harp-Spieler Manuel Hilleke sich einem Stil-Mix vom Swing und Jazz, Pop, Western, Rhythm ´n Blues, Funk und Hip-Hop verschrieben haben. Mit Sousaphon, Posaune, zwei Trompeten, Tenorsaxophon, Schlagzeug und scratchenden Platteneinsprengsel des DJ Mahmut Altunay erklingt eine erfrischende und pralle Musik, die die Zuhörer in Nieder-Olm mitreißt. Vor allem Frauen tanzen vor der Bühne, wiegen sich im Takt der groovenden Rhythmen und folgen freudig der Aufforderung zum Mitklatschen.

Die Mitglieder von „Marshall Cooper“ sind technisch versierte Instrumentalisten. Bandleader Manuel Hilleke steigt mit der Trompeter gleißend in die High-Note-Lagen oder bläst weich das Flügelhorn, sein Kollege Janis Hug mit der zweiten Trompete beweist seine Fertigkeit in einem langen Solo in „Superflight“ über den ostinaten Kollektiven der Band. Sowohl im Duo als auch mit den Saxophonisten bestechen die Trompeter in Unisono-Passagen als auch in der Mehrstimmigkeit. Garrett Sieben bläst souverän und geschmeidig die Posaune und Matthew Bookert baut an der Stelle des Kontrabasses stützend ein Fundament, während Schlagzeuger Florian Schlechtriemen für den treibenden funky Beat sorgt und die Band vor sich her treibt. Eher unauffällig in der Begleitung sowie optimal in der Betonung spielt Altunay seine gescratchen Sounds von der Platte ein, steuert in „Engel“ einen Mädchenchor bei. Ständig im Einsatz ist Tenorsaxophonist Viktor Wolf, der mit heißen Soli auf die Verwurzelung in der New-Orleans-Brass-Band-Tradition hinweist, aber auch mit Bebop-Phrasen und in „Don´t let her daddy . . .“ sogar in der Free-Improvisation mitzureißen vermag.

Bis auf wenige Ausnahmen präsentiert „Marshall Cooper“ auf der CD und im Konzert Eigenkompositionen, die durch Humor und energetische Power,  Ausdruckskraft und sich selbst persiflierend imponieren. In diesen Stücken hat die noch recht junge Band bereit ihren eigenständigen Sound gefunden. Entsprechend witzig sind die Moderationen des Geschichtenerzählers Wolf.

Eine Brassband muss noch stärker als andere Formationen auf die Präzision der Einsätze achten. Die Bläser von Marshall Cooper“ hatten mit dem Time-Spiel glücklicherweise selbst in Crescendo-Passagen keine Probleme. Um ihren Sound klanggewaltig zu entfalten, benötigt die Band offensichtlich eine gehörige Lautstärke. Das mag in einem großen Saal angebracht sein, in dem relativ kleinen „Gleis 3“ weniger. Zum Motto könnte die einleitende Komposition „Cooper Inferno“ herhalten. Doch die Mehrheit des Publikums scheint es nicht zu stören. Sie belohnt „Marshall Cooper“ mit anhaltendem Applaus.

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