Fotos und Text: Klaus Mümpfer
„Wir wollen heute und hier eine Party feiern“, rufen die drei Musiker des C.A.S.T. dem Publikum im Rüsselsheimer Jazzcafé „das Rind“ zu. Und schon der Opener „Prelude“ beginnt mit einem satten und groovenden kurzen Bass-Solo, das von einem gleißenden und glissandierenden Gitarrenlauf abgelöst wird. Rockend, funky und kraftvoll kommt das Trio gleich zur Sache. Ihre Mischung aus energiegeladenem, funky Jazz und Rock sowie tänzerischen Lounge-Sounds mag ein wenig oldfashioned sein, geht aber in die Füße. Volle Power steckt selbst in Balladen wie dem Song vom „funky business“ mit dem Wah-Wah-Finale, tänzerischer Schwung in Kompositionen wie „Song about Freedom.
„C.A.S.T.“ ist die Abkürzung für Coryell, Aug
er, Sample-Trio. Doch es sind nicht die berühmten Väter, die die Instrumente spielen, sondern die Söhne Julian Coryell, Karma Auger und Rick Sample. Sie haben offensichtlich das Fusion-Gen ihrer Väter geerbt, lassen sich durch die Bekanntheit der Altvorderen nicht bremsen, sondern verstehen diese als Ansporn für ihre eigene Kreativität.
An diesem Abend im „Rind“ präsentierten sie ausschließlich eigene Kompositionen aus der Jazzrock- und Funk-Schublade, mal hektisch, mal getragen, mal instrumental, mal mit Gesang – wobei sich vor allem Julian Coryell mit tragender und ausdrucksstarker Stimme solistisch profilierte. Lässig und locker sprachen sich die Musiker auf der Bühne ab, erläuterten humorvoll die Songs. „Wir sind Jungs und wir lieben nun mal Autos“, ließ Karma Auger das Publikum bei der Ansage von „Orange Rusty“ und „Grey Ghost“ wissen, wobei das Erstere für ein Auto aus Wien und das Letztere für einen alten Tour-Bus stand. So gar nicht klapprig, wie die Fahrzeuge vielleicht gewesen sein mögen, sind die Kompositionen. Da springt ein Dreiviertel-Takt mit ostinaten Thema-Fragmenten zur eher seltenen Melodieführung des Basses über oder es erklingen zweistimmige, verschliffene Gesangspassagen. Mit rasenden, virtuosen Gitarrenlinien, fetten Bass-Läufen und immer treibend rockigem Schlagzeug, durchmaßen die Musiker die Funk- und Fusion-Welt – retro und doch frisch durch die Unbekümmertheit beim Umgang mit dem Wohlbekannten.
„CAST ist die Möglichkeit, mit den Fertigkeiten, die mir mein Vater Larry mitgegeben hat, umzugehen und sie in die Welt zu tragen“, sagte Julian einmal in einem Interview. Vor allem aber hat er die Kunst gelernt, selbst im Powerplay filigran zu klingen. Bemerkenswert ist sein akustisch wirkendes Solo in „Spain. Nick Sample trifft sich hin und wieder mit Julian Coryell in einer kurzen Unisono-Passage oder Zweistimmigkeit wie im „Go Go Blues“, sorgt im Übrigen für die erdig-satte und groovende Basis, die auch vom gradlinigen Beat des Auger-Sohnes mitgetragen wird. Karma trommelt dabei eher in Richtung Ginger Baker als in der Art von Billy Cobham, mit dem er schon zusammen auf der Bühne stand.