30. Lahnsteiner Bluesfestival „Blues unlimited“, 25. September 2010


Fotos und Text: Klaus Mümpfer 

Der Blues kennt keine Grenzen – weder geografische noch die des Alters. In dieser Hinsicht trägt das Lahnsteiner Festival bei seinem Jubiläumkonzert zum 30. Geburtstag den Untertitel „Blues unlimited“ zu Recht. Da steht auf der Bühne der Stadthalle neben dem Gitarristen und Sänger ToschoTodorovic der gerade mal 17-Jährige Clemens Bombien und lässt seine Gitarre glissandieren und jaulen wie ein gestandener Blueser. Ein wenig gehemmt wirkt der Junior noch neben seinem Meister Toscho, doch die technische Fingerfertigkeit lässt die künftige Meisterschaft schon erahnen. „Blues is a feeling“ lautet der treffende Titel einer Komposition, in der Bombien solistisch brilliert. Die zweite Entdeckung an der Seite des altgedienten Bluesmusikers und Lehrmeisters ist die junge Hamburger Vokalistin Jessy Martens. „Something you´ve got“ singt sie begleitet von Todorovic. Sie haucht, schmelzt und seufzt den langsamen Blues „Love me like a man“. Doch das ist nur eine Seite der Sängerin. Ansonsten röhrt und schreit die Blues-Shouterin mit einer Energie und Kraft, die keiner dieser zierlichen Person zugetraut hat. Hinzu kommen eine genregerechte Modulation und enorme Ausdrucksfähigkeit der Stimme.

Todorovic selbst besticht durch ein Spiel, das bei aller Wucht stets transparent scheint, sowie mit Gitarrenläufen, die eher mit gefühlvollem Vibrato als durch raue Glissandi gekennzeichnet sind. Abgerundet wird der Sound durch das Bläserduo Kretschmar und Nolopp an Saxophon und Trompete.  

Während die Musik der Blues Company auch durch das Zusammentreffen von Generationen profitiert, ziehen die Lahnstein Blues All Stars ihre Kraft aus der Reife und Erfahrung eines erfüllten Künstelerlebens. Ältere Herren, die stellvertretend für die Musik stehen, deren Geschichte sie entscheidend mitgeprägt haben, präsentieren ihre Kompositionen mit einer Frische und Vitalität, die jegliche Sterilität verhindert. Das Publikum spürt, dass da Musiker nicht allein wegen des Jobs spielen, sondern vor allem weil sie nicht vom Blues und der Bühne lassen, ihr Leben untrennbar mit der Musik verkettet ist. können. Darin gleichen sie den German Jazz Masters. In Lahnstein bläst Albie Donnelly sein Tenorsaxophon mal mit der beseelten Wärme des Memphis Soul, steigt in den meisten Stücken jedoch mit Vorliebe in die High-Notes, überbläst die Spitzen ekstatisch und pointiert damit die mitreißenden Läufe des Gitarristen Miller Anderson. Altermeister Colin Hodgkinson zeigt seine Virtuosität mit einer frappanten Abart von Slaptechnik auf dem E-Bass und Zoot Money akzentuiert den Sound mit wuchtigen Akkordfolgen auf den Keyboards. Schlagzeuger Pete York hält mit seinem meist durchlaufenden und pulsenden Beat unter der vielschichtigen Rhythmik die All Stars zusammen, in deren Reihen die Sängerin Maggie Bell mit tragender Stimme beweist, dass sie an Reife zugenommen, an Power aber nichts verloren hat.

Für eine erfrischende Erweiterung des Bluesspektrums sorgt in Lahnstein die vielköpfige Band „Brixtonboogie“ durch die Einbeziehung von Rap-Gesang und gescratchen Turntable-Einspielungen von DJ Suro, die sich nahtlos und verstärkend in den stampfenden Blues einfügen. Dazu kommen der satte Sound der Horn-Section „The Boxhorns“, die treibende Bluesharp von Bandleader Krisz Kreuzer sowie die bluesgesättigten Läufe von Micky van Wollen auf Gitarre und Dobro. An der Front der Band finden sich shoutend im Gospel und im Rap die Vokalisten Mascha Litterscheid, A-Jay Rap und Wayne Martin mehrstimmig und solistisch zusammen. Brixtonboogie ist mit ihrem rockenden Urban Blues auf der Höhe der Zeit.

Bliebe noch Matt Schofield, der 33-jährige Gitarrist aus Britannien. Er ist trotz seiner relativen Jugend ein Magier auf den Saiten. Zupackende Riffs in brillanten Läufen sowie gleißende Glissandi in einer Verbindung des Blues mit Funk und Jazz sind eingebettet in ein Trio mit Hammondorgel, Bass und Schlagzeug, das leider nicht ganz mithalten kann. 

Tradition ist beim Lahnsteiner Blues-Festival inzwischen die Verleihung des „Blues Louis“. In diesem Jahr überreicht Tom Schröder von der Projektgruppe die Büste dem Gitarristen, Bandleader, Autor und Pädagogen Toscho Todorovic. Mit der Auszeichnung werden Künstler geehrt, die sich um den Blues verdient gemacht haben. Schröder lobt in der Laudatio Todorovics „Freigiebigkeit, Verlässlichkeit sowie das Fehlen jeglicher Allüren“. Toschos Blues Company habe stets das Standbein Blues, das Spielbein in Jump & Jive, Rag & Rock´n Roll, Bass & Drums sowie im Bigband Swing“. Einen kleinen Ehren-Louis erhält der Kabarettist Thomas C. Breuer, der seit Jahren das Blues-Festival moderiert.

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