L14,16-Konzert des Wormser Jazzpreisträgers Steffen Weber, 12. November 2005

Komplexer Gruppensound mit einer filigranen Rhythmus-Section und einen zupackenden Bläsersatz – das sind die Kennzeichen von „L14,16“, einem Quintett aus der Quadratestadt Mannheim. L14,16 ist die Adresse einer Bistro-Bar, in der sich die Studenten gerne getroffen haben, sagt Steffen Weber und Schlagzeuger Lars Binder erinnert sich, dass das Essen zwar billig war, aber nicht gerade gut mundete. Umso besser ist die Musik der Formation, die sich die Adresse zum Bandnamen auserkoren hat. Post-Bebop, in den die Tradition des Jazz eingewoben wird, von Blues bis Free. Swingend und pulsierend, mit Groove und Funk. 

Soundbestimmend ist das Kollektiv, auch wenn den Mitgliedern reichlich Gelegenheit zu Ausflügen im ganz konventionellen Solo-Zirkellauf eingeräumt wird. Die Musik von „L14,16“ wirkt stets kraftvoll und treibend, selbst in den Balladen ist verhaltene Energie zu spüren. Als weiteres dramaturgisches Element nutzen vor allem die Bläser und der Pianist Intensitäts- und Temposteigerungen innerhalb des Metrums.
Beim Konzert für ihren Saxofonisten Steffen Weber, der an diesem Abend im Wormser Jazz-Café Schmitz aus der Hand des Oberbürgermeister Michael Kissel den diesjährigen, mit 5 000 Euro dotierten und von Florian Gerster gestifteten Jazzpreis entgegen nahm, beginnt „Die Eröffnung“ gleich mit dem typischen attackierenden Bläsersatz des Saxofonisten und des Trompeters Axel Schlosser. Ein sonores und aufgerautes Solo auf dem Tenorsaxofon steigert sich in einen schnellen Lauf, der vorübergehend durch das Solo auf der Trompete gedämpft wird, die dann aber über eine getragene und weit ausschwingende Linie selbst stakkatohaft und gleißend in die High-Note-Lagen steigt. Das Gleiche gilt für das Keyboard-Spiel von Rainer Böhm, während Bassist Arne Huber mit ostinaten Harmoniefiguren das flexible und tänzerisch anmutende Schlagzeug-Solo von Lars Binder unterlegt.

Bei „Lost in Fargau“ zeigt Schlosser, wie warm ein Flügelhorn klingen kann, Weber wiederum hebt zu einem kantablen, leicht überblasenen Saxofonlauf an und der Bass setzt eine straight gezupfte Grundlinie – bevor die beiden Bläser zu einem ihrer typischen, parallel gespielten Soli ansetzen – mal unisono, mal zweistimmig.

„Swingo“ swingt,wie es der Titel verspricht und bietet Rainer Böhm die Chance zu einem der Tastenausflüge, die ihm unter anderen einen Jazzpreis der Stadt Nürnberg eingebracht haben. Er hämmert die Akkorde ins Instrument, steigert die Spannung mit Ostinati der linken Hand, während die rechte in einen rasanten perlenden Lauf verfällt. In anderen Stücken setzt er sparsame Single-Note-Fragmente oder wütet mit Clustern. Lyrisch und in moll-gedämpftem Klang präsentiert das Quintett Webers „Hymn für Christine“, die Lebenspartnerin des Saxofonisten. Skurrilen Humor verrät eine noch titellose, kurze Komposition Webers (vielleicht „Reihenendhaus“ oder „Hasenbrustfilet“, meint Schlosser), das Assoziationen an Stummfilmmusiken und Jahrmarktmelodien weckt. So bewegt sich „L14,16“ zwischen zielbewusster Aggressivität und sensibler Melancholie, zwischen Tradition und Avantgarde, Hochenergetik und Sanftheit, komplexer Satzarbeit und kreativer Soloimprovisation. 
Die humorige Ko-Moderation Axel Schlossers setzt das so genannte „i-Tüpfelchen“ zur vor Spielfreude berstenden Musik einer noch sehr jungen Gruppe, die überregionale Beachtung verdient. Nicht umsonst hat nach Böhm und Schlosser nun mit Weber bereits das dritte Bandmitglied einen Jazzpreis eingeheimst – abgesehen von dem Erfolg der Gruppe selbst beim 24. Internationalen Jazzwettbewerb in Hoeilaart/Holland und einem Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik.

Bis jetzt gibt es eine CD von L14,16, eine zweite ist kurz vor der Vollendung – und Weber ist auch auf der CD „debut“ des Trios Larose zu hören.

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