Bei „My Way“ fließen Tränen der Rührung. Hinreißend ist das Duo mit dem Pianisten Jan Felix May. Sänger Alexander Gelhausen kostet jenes unverwechselbare Timbre von Frank Sinatra, der schon zu Lebzeiten „The Voice“ genannt wurde, mit Sicherheit im Timing, eleganter Phrasierung und natürlicher Ausdruckskraft sowie schauspielerischer Begabung voll aus. Dank der vorzüglichen Technik besteht der Sänger auch vor der soundgewaltigen Bigband der Musikhochschule mit stimmlicher Virtuosität. Das Konzert ist nämlich dieses Mal dem unvergessenen Frank Sinatra gewidmet, der am 12. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre.
Der „Treffpunkt Jazz“ präsentiert vertraute Melodien von „Pennies from Heaven“ über „I Get a Kick of You“ und „Cheek to Cheek“ bis zu „Fly me to the Moon“. Die faszinierten Zuhörer im ausverkauften Frankfurter Hof in Mainz genießen Duos wie „Send in the Clowns“ mit Gelhausen und der filigranen Gitarrenbegleitung von Adam Yachoua ebenso wie die Trios mit dem Sänger, dem Pianisten Sebastian Sternal und dem Posaunisten Jiggs Whigham bei „One for my Baby“ und saisongemäß „Have yourself a Merry little Christmas“.
Im Übrigen knüpft dieses Konzert an die klassische Sinatra-Kombination Bigband und Stimme an, mit der der einflussreichste Sänger der Swingtradition im 20. Jahrhunderts berühmt geworden ist. Und es geschieht an diesem Abend in Starbesetzung: neben Gelhausen, Dozent für Jazzgesang an der Musikhochschule, hört das begeisterte Publikum die Bigband unter der Leitung des weltberühmten Dirigenten und Posaunisten Jiggs Whigham. Die jungen Musiker sind nicht nur technisch vorzüglich geschult, sondern präsentieren die bekannten Kompositionen auch mit immenser Spielfreunde und hinreißender Musikalität. Viele stechen auch als Solisten hervor – so der Trompeter Marko Mebus, der Posaunist Enrique Heil, die Saxophonistin Kerstin Haberecht und der erst 17 jährige Julius Gawlik am Tenorsaxophon. „Wenn man das Orchester als Hurricane bezeichnet, dann ist der Orchesterleiter das Zentrum dieses Orkans“, zieht Gelhausen den passenden Vergleich.
Whigham spart nicht mit Lob für die Formation aus Studierenden der Hochschule. „Diese Band ist fantastisch“ kommentiert der Chef des Bundesjazzorchesters auf seine charmante Art, mit der er auch beim Erzählen von Anekdoten aus Sinatras Leben die Herzen des Publikums gewinnt. So die Story von „I´ve got you under my skin“, bei der sich der Perfektionist Sinatra nach 27 Takes für den ersten entschied.
Das fast dreistündige Konzert bezieht seine Inspiration aus dem legendären Auftritt Sinatras im Sands-Hotel in Las Vegas im Jahr 1966. Damals trat der Sänger mit dem Count Basie-Orchester unter der Leitung von Quincy Jones auf. Beim Instrumental „Time for Love“ mit dem weichen und geschmeidigen Ton der Whigham-Posaune entfaltet die Bigband sinfonische Klangteppiche, in den schnellen Kompositionen grooven die Musiker mit treibender Jazzpower.
Im Gespräch mit Jürgen Hardeck vom Kultursommer Rheinland-Pfalz und Alexander Gelhausen seziert Whigham den Gesangsstil Sinatras, der zwar kein Blues-, aber ein genialer Swing-Sänger gewesen sei.