
Jack DeJohnette war einer der prägenden Schlagzeuger des modernen Jazz. Geboren wurde er am 9. August 1942 in Chicago, Illinois, am 26. Oktober starb er in Woodstock, NY. DeJohnette zählte über Jahrzehnte zu den Persönlichkeiten, die die Entwicklung des Jazz von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart wesentlich mitgestalteten – als Schlagzeuger, aber auch als Pianist, Komponist und Bandleader.
Bereits im Alter von vier Jahren begann DeJohnette mit dem Klavierspiel und erhielt zunächst eine klassische Ausbildung. Später wandte er sich dem Schlagzeug zu, blieb aber zeitlebens auch Pianist. Seine musikalische Vielseitigkeit zeigte sich früh: In Chicago war er Teil einer Szene, in der sich Avantgarde-, Blues- und Bebop-Einflüsse mischten. Nach einem kurzen Studium am Wilson Junior College zog es ihn allerdings in die aufblühende New Yorker Jazzszene, wo er rasch zu einem gefragten Musiker wurde.
Seinen Durchbruch erlebte Jack DeJohnette Mitte der 1960er-Jahre als Mitglied des Charles Lloyd Quartetts mit Keith Jarrett, Cecil McBee und später Ron McClure. Diese Formation verband modalen Jazz mit Rock- und Weltmusikeinflüssen und erlangte mit dem Auftritt beim Monterey Jazz Festival 1966 internationale Aufmerksamkeit.
1969 wurde DeJohnette von Miles Davis in dessen Ensemble geholt und wirkte auf mehreren der herausragenden Alben der Jazzgeschichte mit, darunter Bitches Brew, Live-Evil, A Tribute to Jack Johnson und On the Corner. Sein druckvolles, flexibel reagierendes Schlagzeugspiel trug entscheidend dazu bei, dass Davis’ Musik dieser Zeit den Übergang vom akustischen Jazz zum elektrischen Fusion-Sound vollzog.
Nach seiner Zeit bei Miles Davis entwickelte DeJohnette zahlreiche eigene Projekte. Ab 1968 nahm er unter eigenem Namen auf, zunächst bei Milestone, später vor allem beim deutschen Label ECM Records, mit dem sich eine langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit entwickelte. Dort veröffentlichte er Alben wie The DeJohnette Complex (1969), New Directions (1978) und Special Edition (1979), das zugleich der Name einer seiner wichtigen Formationen wurde. Diese Band war auch ein Forum für Musiker wie Chico Freeman, John Purcell, David Murray und Arthur Blythe.
Ein weiterer zentraler Abschnitt seiner Karriere begann Anfang der 1980er-Jahre mit dem sogenannten „Standards Trio“ mit Keith Jarrett am Klavier und Gary Peacock am Bass. Dieses Trio blieb über drei Jahrzehnte weitgehend unverändert aktiv und veröffentlichte zahlreiche Aufnahmen bei ECM. DeJohnette prägte den Klang dieses Ensembles mit seinem klaren Anschlag, seiner dynamischen Kontrolle und seinem immmer melodischen Denken.
Neben seinen Arbeiten im akustischen Jazz blieb DeJohnette offen für elektronische Musik, Weltmusik und Rock. Er spielte mit Herbie Hancock, Freddie Hubbard, Sonny Rollins, Bill Evans, John Abercrombie, Dave Holland, Pat Metheny und Michael Brecker. Auch als Pianist trat er noch gelegentlich in Erscheinung, etwa auf dem Album Keyboard Explorations.
Für seine künstlerische Arbeit wurde Jack DeJohnette vielfach ausgezeichnet. 2012 erhielt er den Titel „NEA Jazz Master“, die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den Vereinigten Staaten. Mehrfach gewann er den DownBeat Critics Poll sowie mehrere Grammy Awards, darunter für Peace Time (2008) und Sound Travels (2013).
DeJohnette verband rhythmische Präzision mit Freiheit und gestaltete das Schlagzeug als Instrument, das gleichermaßen Struktur und Ausdruck transportierte. Seine Musik war geprägt von Offenheit und Neugier, von der Suche nach neuen Ausdrucksformen stets mit Respekt gegenüber der Tradition.
Bis ins hohe Alter blieb Jack DeJohnette aktiv, trat international auf und arbeitete auch mit jüngeren Musikern zusammen. In späteren Jahren entstanden Projekte, die Generationen und Stile verbanden, etwa das ECM-Album In Movement (2016) mit Ravi Coltrane und Matthew Garrison. Sein Werk bleibt ein wichtiger Teil der Jazzgeschichte.

Jack De Johnette – Fotos von Manfred Rinderspacher
Jack DeJohnette – Fotos von Hans Kumpf
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© 1997 – today | ISSN 2751-4099



















